30 Millionen für die
Modernisierung des Kraftwerks
BURGKIRCHEN. Das Kraftwerk von Infraserv Gendorf, dem Eigentümer der gesamten Infrastruktur des Chemieparks Gendorf, unterzieht sich derzeit einer intensiven Frischzellenkur. An Ort und Stelle werden mittels einer sehr effektiven Kraft-Wärme-Kopplung rund 33 Prozent des gesamten Strombedarfs aller ansässigen Unternehmen produziert. Diese Energie ist ausschließlich für den Betrieb der gesamten Infrastruktur. „Deshalb ist es wichtig, dass wir die vorgesehenen Maßnahmen im laufenden Betrieb realisieren, sonst würde alles stehen“, erklärt Kraftwerksleiter Karsten Groß, der Leiter des Kraftwerkes.
Von 2009 bis 2019 werde die Infraserv im Rahmen ihres Nachhaltigkeitsprojekts rund 130 Millionen Euro in die Infrastruktur investieren, wie Geschäftsführer Dr. Bernhard Langhammer hinzufügt. Alleine die Modernisierung des Kraftwerks sei mit gut 35 Millionen Euro Investment die größte Maßnahme in der Geschichte.
Mit Mut in die Zukunft
Bernhard Langhammer, Karsten Groß und Albert Schauer, der Leiter der Ver- und Entsorgung, berichteten im Rahmen des Pressegesprächs, dass die Infraserv diese Entscheidung mit viel Mut getroffen habe. Der Hintergrund ist sehr interessant, weil er zeigt, wie sehr Entscheidungen wie die von Kanzlerin Angela Merkel, die 2011 den Atomausstieg kurzerhand von 2030 auf 2020 vorverlegte, für eine unsichere Lage in der Wirtschaft sorgen können. Weil die Energiewende viel mehr Geld kostet, als ursprünglich gedacht, wurde die EEG-Umlage kräftig erhöht. Die EEG-Umlage finanziert die Kosten des Atomausstiegs. Karsten Groß dazu: „Eine Megawattstunde kaufen wir auf dem Markt für rund 30 Euro ein. Der Strom, den wir selbst produzieren, liegt bei 40 Euro pro Megawattstunde. Der Strom, den wir auf der Börse kaufen wird aber zusätzlich mit 65 Euro EEG-Umlage belegt und deshalb wieder erheblich teurer als unser eigener Strom, für den wir keine Umlage zahlen müssen.“ Nun fragt sich der Laie, warum der aus Erdgas gewonnene eigenproduzierte Strom nicht mit dieser Abgabe belegt wird. „Den deutschen Politikern ist durchaus bewusst, dass ein zu teurer Strom den Tod unserer chemischen Industrie bedeuten würde“, so Albert Schauer. Diese Erkenntnis, die dazu führte, dass die Eigenproduktion ohne staatlichen Aufschlag bleibt, passte der EU wieder nicht den Kram. Sie sah dieses Entgegenkommen als Beihilfe – also als unlauteren Wettbewerb – an. „Als wir die Investitionsentscheidung trafen, stand das Ergebnis der EU-Klage noch nicht fest. Wir setzten auf die Vernunft der Politik, was sich als richtig herausgestellt hat“, so die Experten von Infraserv.
Schritte der
Modernisierung
Die Schritte zur Modernisierung des Kraftwerkes wurden minutiös geplant. Im ersten Schritt wurde die Gasturbine erneuert. Derzeit wird diese in Betrieb genommen. Die Gasturbine verbrennt Erdgas. Daraus entstehen Dampf und Strom. Die Gasturbine bringt eine Leis-tung von 47,5 Megawatt. Damit könnte man rund 90.000 Vier-Personen-Haushalte pro Jahr versorgen. Im zweiten Schritt wurde der Abhitzekessel modernisiert. Er ist 25 Meter hoch und erfüllt somit die 2015 verschärften Emissionsschutzgesetze. Parallel hierzu müssen unterschiedliche Rohrleitungen so intelligent erneuert werden, dass die Energieproduktion nicht zum Stillstand kommt. Schließlich wird im März noch eine neue Dampfturbine ins System integriert. Dafür mussten in einem Nachbargebäude zahlreiche statische Untersuchungen vorgenommen und Lösungen entwickelt werden. Das tonnenschwere Gerät kommt bereits komplett fertig an, muss in den ersten Stock gehievt werden und wird schließlich auf dem dafür vorgesehenen Betontisch platziert. Dieser ist so konstruiert, dass er die Vibrationen der Turbine aushält. Die neue Turbine wird mit Hochdruckdampf angetrieben und erzeugt somit wieder Strom. Mit der Inbetriebnahme der neuen modernen Messwarte im ersten Quartal 2017 können sich die Mitarbeiter auf modernste Messgeräte und vor allem auf ein wesentlich besseres Arbeitsambiente mit viel Tageslicht freuen. Ab April 2017 ist die Kraft-Wärme-Kopplung dann auf dem modernsten Stand. Der Brennstoff wird somit zu mehr als 82 Prozent ausgenutzt. Ein Teil des Hochdruckdampfes dient zur oben beschriebenen Stromerzeugung. Der andere wird als Wärme in das Netz eingespeist. (uk)