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Mittwoch, 25. Mai 2016

Einsatz für eine freifließende Salzach


Die Aktionsgemeinschaft Lebensraum Salzach 
setzt sich ein für einen unverbauten Fluss

von Sabine Pröls

REGION. Die Salzach hat als voralpiner Fluss eine besonders starke Flussdynamik. Geprägt ist diese von starker Strömung, stark schwankenden Abflussverhältnissen je nach Niederschlagsmenge im Einzugsgebiet sowie einer hohen Fracht an Geröll und Feststoffen. Vor der Regulierung 1820 bildete sie eine weiträumige Flusslandschaft mit sich teilenden und wiedervereinigenden Wasserläufen, Nebengewässersystemen und sich verlagernden Schotterbänken und Inseln. Im Freilassinger Becken betrug die Breite des Gewässersystems etwa 200 bis 300 Meter, an einigen Stellen sogar über 700 Meter. In manchen Abschnitten floss das Wasser mit starker Strömung und wellenbildend dahin, an anderer Stelle war sie fast unmerklich. Die Strömung nagte an den gerade erst neugebildeten Ufern und lagerte das Material an anderer Stelle wieder ab. Die Kraft der Salzach wurde in der Fläche gebunden und der Grundwasserstand war entsprechend hoch. Die Aue war mit dem Abflussgeschehen eng verbunden und bildete, je nach Häufigkeit der Überschwemmungen bei Hochwasser, verschieden Stadien aus, die häufig überschwemmte sogenannte weiche Aue in der Pioniergehölze wie Weiden vorherrschen und die harte Aue, in der „Harthölzer“ wie Esche, Stieleiche und Bergahorn dominieren. 
Viele Vogelarten sind gute Indikatorarten: wo sie vorkommen, gibt es auch Strukturen, die für andere Artengruppen wie Fische, Insekten und Pflanzen Lebensgrundlage bedeuten. An naturnahen Flüssen kommen richtige Spezialisten vor:

Vögel der Kiesbänke

Regelmäßiges Hochwasser führte jährlich zu umgelagerten und von Vegetation freien Kiesbänken. Manche waren an die Ufer angebunden, andere lagen wie Inseln von Wasser umgeben. Sie waren so weitläufig, dass Kiesbrüter dort ungestörte Brutplätze finden konnten. Der Flussregenpfeifer beispielsweise legt seine Eier in eine Bodenmulde in den Kies. Sitzt das Weibchen auf den Eiern, versucht das Männchen potentielle Störenfriede durch auffällige Flugmanöver vom Nest weg zu locken. Doch nur noch wenige Schotterbänke bieten ihm die notwendige Ruhe für eine erfolgreiche Brut. Flussseeschwalben brüten dagegen in Kolonien. Dies hat den Vorteil, dass Feinde gemeinsam vertrieben werden können. Durch den weitgehenden Verlust der natürlichen Fließgewässerdynamik sind Flussseeschwalben heute auf künstliche Brutplattformen angewiesen – wie im Mündungsbereich der Salzach, wo die Kreisgruppe Altötting vom Landesbund für Vogelschutz seit langem die Brutflöße betreut. Allerdings ist der Druck auf diese wenigen künstlichen Ausweichhabitate hoch und auch die Mittelmeermöwen und Lachmöwen nehmen diese in Beschlag. 

Vögel der Uferanrisse 
und Abbruchkanten

In neuentstehenden Abbruchkanten baut der bunte Bienenfresser seine Bruthöhlen hinein und auch Uferschwalben gesellen sich gern dazu. Der Eisvogel findet ebenfalls genug Uferanrisse für seine Bruthöhlen. Der Flussuferläufer findet zum Glück auch heute noch an wenigen Stellen mit niedriger Vegetation bewachsene Sandbänke, in denen er versteckt brütet. Weitere fließgewässergebundene Arten sind die Wasseramsel, die an Wintertagen mit ihrem feinen Gesang aufmerksame Besucher in ihren Bann zieht.

Vögel in den Auen

Auch heute noch wohnen in den Salzachauen viele Vogelarten. Der Pirol kommt erst im Mai aus seinen Überwinterungsgebieten im zentralen und südlichen Afrika zurück. Er bewohnt feuchte und lichte Auwälder. Dort findet er versteckte Brutplätze und genügend Insekten für die Aufzucht seiner Jungen, bevor er sich im August auf den Rückflug begibt. In alten Auwäldern brütet der Kleinspecht und auch Schellente und Gänsesäger suchen in großen Baumhöhlen nahe von Gewässern Nistplätze. Doch wie viel mehr Potential hätte die Salzach, wenn wir ihr nur einen Teil ihrer früheren Breite und Dynamik wiedergeben würden?

Sanierung:
Chance für Mensch und Natur


Es gibt vom Lech, der im Augsburger Raum erst Anfang des 20. Jahrhunderts begradigt wurde und ebenfalls eine breite Wildflusslandschaft ausgebildet hatte, Beschreibungen und Fotografien von Anton Fischer aus den Jahren 1914 und 1915. Wer die Bilder von den Wasserläufen und den sie umgebenden Schotterbänken mit Schwärmen von Vögeln betrachtet, sich die Schreie der Möwen, das Zwitschern der Vögel und Summen der Insekten vorstellt, kann nicht umhin, diesen Verlust zu bedauern. Gewiss, die Macht des Wassers machte weite Auenbereiche unwirtlich, doch auch damals gab es bereits Stimmen, die vor der Eintiefung und dem Verlust der natürlichen Vielfalt warnten. Vogelarten wie z.B. die Lachseeschwalbe oder der Watvogel Triel verloren in Bayern dadurch ihren Lebensraum.
Nach der Regulierung wurde die Salzach in ein enges Bett gezwängt, so dass sie gezwungen war, ihre Kraft nach unten zu richten – der Fluss tiefte sich ein, der Grundwasserstand sank ab und die Aue wurde in weiten Teilen vom Fließgewässer abgeschnitten. Für hoch spezialisierte Pflanzen- und Tierarten gingen viele Strukturen als Lebensraum verloren. 

Fehler von damals 
jetzt korrigieren

Die Sanierung der Salzach bietet die großartige Chance, der Salzach Lebendigkeit zurückzugeben. Erste Maßnahmen zeigen bereits Wirkung: Im Freilassinger Becken wurden Uferbefestigungen herausgenommen, so dass die Salzach am Ufer „graben“ und ihr Bett so verbreitern kann. Neue Kiesbänke und unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten im Wasserlauf können entstehen. Im Mündungsbereich von Saalach und Salzach wurde der Saalachspitz renaturiert und Ufer und Aue der Natur zurückgegeben. Eine aufgelöste raue Rampe ist für Fische durchlässig. Im Tittmoninger Becken besteht ebenfalls die Möglichkeit, der Salzach wieder mehr Raum zu geben. Durch die Aufweitung könnte die Sohle ohne Querverbauungen stabilisiert werden. Der Fluss würde auch dort Fließgewässerdynamik und damit vielfältige naturnahe Strukturen zurückerhalten und der Mensch könnte die Natur wieder mit ihrer ursprünglichen Kraft erleben.
Wasserkraftwerke würden die Chance eines einmalig langen, unzerschnittenen Gewässerbandes zunichtemachen. Die Querbauwerke würden zu Rückstau führen, die Durchgängigkeit für Fische und andere Wassertiere einschränken, das Gewässer könnte nicht die vielfältigen Strukturen ausbilden, die ein naturnaher Fluss hat. Deshalb engagiert sich der Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. seit Jahren zusammen mit den anderen Naturschutzverbänden für eine freifließende Salzach. Unter Schirmherrschaft der Stadt Burghausen findet deswegen auch heuer wieder am 11. Juni in Burghausen eine Kundgebung für die Salzach als Naturfluss statt.

Weitere Informationen:


Sabine Pröls 

Leiterin der Regionalgeschäftsstelle Inn-Salzach vom Landesbund für Vogelschutz Aktionsgemeinschaft 
www.inn-salzach@lbv.de
www.inn-salzach.lbv.de

Lebensraum Salzach (ALS)


www.freie-salzach.de 

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Samstag 11. Juni. Kundgebung zur freifließenden Salzach
Aktionsgemeinschaft Lebensraum Salzach lädt ein



TITTMONING/BURGHAUSEN. Am Samstag, den 11. Juni 2016, versammeln sich um 10 Uhr an der Plättenanlegestelle in Tittmoning neben den geladenen Ehrengästen Kanuten aus ganz Bayern, die österreichischen Feuerwehren mit ihren historischen Zillen, die Burghauser Wasserwacht mit ihrem Boot, die Mitglieder des Schwimmvereins SERWUS-Burghausen sowie eine Gruppe Läufer. Es ist jederzeit möglich, über Anmeldung unter  fraundorfer.umwelt@kanu-bayern.de an der Veranstaltung teilzunehmen.  Die Teilnahme erfolgt auf eigenes Risiko und auf eigene Verantwortung. Die geplante Ankunft der Plätte mit den Ehrengästen ist für ca. 12.30 Uhr an der Plättenanlegestelle in Burghausen geplant. Die Kundgebung findet um 14 Uhr auf dem Stadtplatz in Burghausen vor dem Stadtsaalgebäude statt und dauert etwa zwei Stunden.
Im Stadtsaal-Foyer finden Besucher bereits ab elf Uhr Informationsstände namhafter Verbände und anhand von Filmen ist ein Überblick über die Möglichkeiten der Salzachaufweitung visuell zu erfassen. Namhafte Vertreter der Verbände und Organisationen werden über die derzeit hochaktuelle Problematik und die geplanten Vorhaben an der Salzach berichten.
Die Kundgebung ist von 14 bis ca. 16 Uhr auf dem Stadtplatz in Burghausen vor dem Stadtsaalgebäude vorgesehen und findet bei jedem Wetter statt. Bei Schlechtwetter steht das Stadtsaal-Foyer zur Verfügung.  Die Trommlergruppe „Impuls“ begleitet auch in diesem Jahr die Kundgebung.

Weitere Informationen:

Karin Fraundorfer
Bayerischer Kanu-Verband e.V.
fraundorfer.umwelt@kanu-bayern.de

Lebensraum Salzach (ALS)


www.freie-salzach.de