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Donnerstag, 14. September 2017

„Religion und Moderne“

Zeitgeschichte-Tage – über die Rolle von Religion(en) 
in der gegenwärtigen modernen Gesellschaft


BRAUNAU. Das diesjährige Thema der Braunauer Zeitgeschichte-Tage ist hochaktuell. Es geht um die Rolle von Religion(en) in der gegenwärtigen modernen Gesellschaft. Das Prinzip der „Säkularität“, in welchem sich das heutige Selbstverständnis jedenfalls in „westlich“ orientierten Staaten ausdrückt, hat sich (erst) nach und nach im Zuge der „Aufklärung“ des 18. Jahrhunderts entwickelt. Im säkularen Staatsgefüge gilt die Neutralität des Staates gegenüber allen Religionsgemeinschaften, gleicher Abstand zu allen religiösen Gruppierungen sowie die Respektierung ihrer inneren Autonomie. Gleichzeitig bestimmen diese Regeln den Verzicht und das Verbot für religiöse Meinungsbildner auf direkte politische Einflussnahme. 

Politische Instrumentalisierung
von Religion


Angesichts der zunehmenden politischen Instrumentalisierung der Religionsfrage, werden einerseits die Dialoge zwischen den Religionen und andererseits jene zwischen den staatlich gestaltenden und den religiösen Kräften Momente von zentraler Bedeutung und Herausforderung sein, wenn es um die Sicherung des sozialen Friedens und der politischen Stabilität in Europa geht. Dieses weite Spannungsfeld werden die Referenten der diesjährigen Zeitgeschichte-Tage über seine Entwicklungslinien verfolgen, Ist-Zustände beschreiben und Ausblicksvarianten vorzeichnen.

Politik und Religion – 
Vergangenheit bis Zukunft

Den Anfang macht am Freitag der Wiener Autor Heiner Boberski mit seinem Beitrag „Das Jahrhundert der Religionen“. 
Am Samstag und am Sonntag folgen dann Klaus Vondung von der Universität Siegen, der sich mit Formen des Religiösen im Nationalsozialismus beschäftigt, und Moussa Al-Hassan Diaw von der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz. Er referiert zum Thema „Ideologisierung des Islam und politisches Sektierertum“. 
Weiters behandelt Frieder Ludwig von der Fachhochschule für Interkulturelle Theologie Hermannsburg den Bereich „Kolonialismus und Religion“.
Die anderen Referate beschäftigen sich mit den Themen „Das Jahrhundert der Religionen“, „Kolonialismus und Religion“, „Christlicher Fundamentalismus“, „Weltreligionen, Weltfrieden, Welt-
ethos“, „Das Verhältnis von Religion und Politik in Österreich und Europa. Die Idee des säkularen Staates“ und „Religion in postsäkularer Gesellschaft“. 

Ausstellung 
im Gugg 

Parallel zur Tagung ist eine Ausstellung in der Gugg-Galerie gestaltet, welche die interkulturellen und interreligiösen Ansätze der „Stiftung Weltethos“ illustriert: 1990 hatte der Schweizer Theologe Hans Küng das Buch „Prinzip Welt-ethos“ veröffentlicht, in dem er einen Grundbestand an ethischen Normen und Werten formulierte, der sich aus religiösen, kulturellen, auch aus philosophischen Traditionen der Menschheitsgeschichte herleiten lässt. Die Überlegungen Küngs mündeten 1993 in die „Erklärung zum Weltethos“, an der Vertreterinnen und Vertreter zahlreicher Religionen und religiösen Traditionen, auch von Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Islam und Judentum, mitwirkten.
Im Zentrum steht die „Goldene Regel“ als Grundsatz der praktischen Ethik: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“ Sie wird ergänzt durch die vier Leitforderungen nach Gewaltlosigkeit und Ehrfurcht vor allem Leben, Solidarität und Gerechtigkeit in der Wirtschaftsordnung, Toleranz und Leben in Wahrhaftigkeit, Kultur der Gleichberechtigung und Partnerschaft von Mann und Frau. 

Preisverleihung für 
Verdienste an Österreich

Im Rahmen der Tagung wird der Egon Ranshofen-Wertheimer-Preis 2017 verliehen: Seit 2007 würdigen die Stadt Braunau und der Verein für Zeitgeschichte mit diesem nach dem Journalisten, Politikwissenschaftler und Diplomaten Egon Ranshofen-Wertheimer (1894 –1957) benannten Preis Personen und Personengruppen für ihre Verdienste um das Ansehen der Republik Österreich im Ausland. Bisherige Preisträger waren Tizzy Trapp-Walker (für die Familie Trapp), Ernst Florian Winter, Dietmar Schönherr, Günter Greindl und Manfred Nowak. 
Im Rahmen der diesjährigen Tagung wird der Egon Ranshofen-Wertheimer-Preis 2017 an Botschafter a. D. Dkfm. Dr. Paul Leifer vergeben, der 1973 nach dem Militärputsch in Chile zahlreiche politisch Verfolgte in der österreichischen Botschaft aufnahm und ihnen die Ausreise nach Österreich ermöglichte. Er schützte und rettete damit viele Menschenleben. (mw/pt)


Weitere Infos:

26. Braunauer 

Zeitgeschichte-Tage

Gugg Kulturhaus Stadt Braunau
Palmstraße 4

Der Eintritt ist frei

Freitag, 22. September: 
19.30 Uhr: Eröffnung

Samstag, 23. September: 
9 Uhr: Stadtrundgang

10.30 bis 11.30 Uhr: Das Verhältnis von Religion und Politik in Österreich und Europa. Die Idee des säkularen Staates.

11.30 bis 12.30 Uhr: Formen des Religiösen im Nationalsozialismus

14 bis 15 Uhr: Ideologisierung des Islam und politisches Sektierertum

15 bis 16 Uhr: Christlicher Fundamentalismus

16.30 bis 17.30 Uhr: Kolonialismus und Religion

19.30 Uhr: Verleihung des Egon Ranshofen-Wertheimer-Preises an Botschafter a. D. Dr. Paul Leifer

Sonntag, 24. September
10 bis 11 Uhr: Weltreligionen – Weltfrieden – Weltethos

11.15 bis 12.15 Uhr: Religion in postsäkularer Gesellschaft

Weitere Informationen:
zeitgeschichte-braunau.at