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Donnerstag, 3. August 2017

Die Haselmaus, ein Kletterkünstler in der Strauchschicht

Mit 15 Zentimetern Länge ist die Haselmaus der kleinste Vertreter der Europäischen Bilche

von Günter Geiß

REGION. Muscardinus avellanarius, so der lateinische Name, mit dem Linné 1758   die Haselmaus in die wissenschaftliche Nomenklatur einordnete. Die Verbreitung der Haselmaus ist auf den Eurasischen Kontinent beschränkt. Sie besiedelt Europa und ist bis Vorderasien beheimatet.

Aussehen und 
Besonderheiten

Das mausähnliche, nachtaktive Nagetier aus der Familie der Bilche ist knapp 15 Zentimeter lang, wobei sechs bis sieben Zentimeter auf den Schwanz entfallen. Das Fell des Kletterkünstlers mit den schwarzen, wunderschönen Knopfaugen hat eine helle, ockerfarbene Grundfärbung, oft gelbbräunlich bis rötlich mit einem weißen Fleck an der Kehle und Brust. Haselmäuse wiegen je nach Ernährungszustand 15 bis 35 Gramm, haben kurze Ohren und einen meist dunkleren, buschigen, dicht behaarten Schwanz, der gelegentlich mit einer weißen Spitze endet. Junge Haselmäuse sind im ersten Lebensjahr etwas dunkler gefärbt, während ältere leuchtend goldorange erscheinen. 
Haselmäuse besitzen die Fähigkeit, durch das Gegenüberstellen und Krümmen einzelner Finger fest zupacken zu können, um Halme, Zweige oder Ähnliches zu ergreifen, obwohl sie keinen Daumen haben. Auch mit den Hinterfüßen können sie greifen, indem sie die erste Zehe einer anderen gegen-überstellen. Da ihre Vorderpfoten leicht nach außen gerichtet sind, wird das sichere Greifen und Klettern zusätzlich unterstützt.

Äußerst scheue Tiere 

Durch ihre versteckte Lebensweise in der Dunkelheit können Haselmäuse kaum beobachtet werden. Das wärmeliebende Tier bevorzugt außer Haselsträuchern, deren Früchte eine wertvolle Nahrungsquelle sind, auch Brombeerhecken und Laubwälder mit reichlich Unterholzbewuchs. Zu ihrem Lebensraum gehören naturnahe Feldgehölze mit guten Versteckmöglichkeiten. Auch die mit unterschiedlichen Sträuchern locker bewachsenen Hochwasserdämme in unseren Auenlandschaften zählen zu ihrem Habitat. Auch halten sie sich gern neben Waldwegen und auf Lichtungen auf. Als hervorragende Kletterer bewegen sich die Tiere auf den dünnsten Zweigen und verbringen die meiste Zeit im Gestrüpp und in Büschen, wo sie auch die Hangeltechnik der Affen benutzen. Ihr Revier, das einen Radius von etwa 150 bis 200 Metern aufweisen kann, markieren sie mit Sekret aus der Analdrüse und mit Urin..

Tagsüber in ihren Nestern

Tagsüber schlafen Haselmäuse in einem faustgroßen, kugelförmigen Kobel, den sie aus Gras, Laub, Moos und anderem geeigneten Material geschickt zwischen dünnen Zweigen ins Brombeergebüsch oder in Baumhöhlen bauen. In der Mitte des Kobels ist eine besonders wärmende Kammer eingewoben. Nester für die Jungen sind größer und werden auch in Nisthöhlen und Nistkästen für Vögel gebaut. Von Mai bis Ende Oktober streifen sie nachts auf Nahrungssuche umher. 
Den Winterschlaf verbringen sie in Erdhöhlen oder in Baumstümpfen in einem frostsicheren, mit Gräsern und Moos ausgepolstertem Schlafnest, wobei ihre Körpertemperatur bis auf etwa ein Grad sinken kann. Leider werden in sehr strengen Wintern, wenn der Boden durchfriert, viele Haselmäuse vom Kältetod überrascht.

Nestbau, Fortpflanzung und
Aufzucht der Jungen


Nach dem Winterschlaf, erst Ende April, Anfang Mai, werden die Haselmäuse wieder aktiv bis in den Oktober hinein. Sie bauen sich in ein bis zwei Meter Höhe kunstvolle Nester aus Gras und Moos und polstern auch Vogelnistkästen mit geeignetem Material aus. Die Nester von kleinen und jungen Tieren haben einen Durchmesser von etwa sechs bis acht Zentimetern, Familiennester etwa zwölf Zentimeter. Gewöhnlich kommen die im Frühjahr geborenen Jungen in Erdnestern zur Welt, die später geborenen in Baumnestern. Das Weibchen wirft von Juni bis September ein bis zwei Mal im Jahr nach einer Tragzeit von 22 bis 24 Tagen zwei bis fünf Junge, die in einem etwas größeren Nest sechs bis sieben Wochen bei der Mutter bleiben. Zum Saugen besitzt das Weibchen vier Paar Zitzen, an denen die Jungen einen Monat gesäugt werden. Die neugeborenen Jungen sind blind, nackt und mit zwei bis drei Gramm nicht größer als ein Fingernagel. Nur die Mutter kümmert sich um die Jungen. Das Männchen beteiligt sich nicht an der Aufzucht. Nachdem die Jungen erwachsen geworden sind, suchen sie eigene Reviere auf und bauen sich ein Nest, wo sie auch gerne zu zweit die Tagesruhe verbringen. Haselmäuse werden nach einem Jahr geschlechtsreif und können ein Alter von drei, höchstens sechs Jahren erreichen. In der Roten Liste stehen sie unter den gefährdeten Arten.