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Donnerstag, 6. Juli 2017

Eine Stadt, die selbst anpacken kann

Städte- und Raumplaner Arnold Voss vergleicht Burghausen  mit New York und bringt den Burgaufzug wieder ins Spiel

BURGHAUSEN. Einen inspirierenden Impulsvortrag lieferte Städte- und Raumplaner Dr. Arnold Voss zum Auftakt der Reihe „20 Jahre Bürgerhaus“ ab. „Ich kannte Burghausen vorher nicht und bin auch im Nachgang nicht mit der Stadt verbandelt“, sagte er im Gespräch mit dem Inn Salzach Kurier. Der international renommierte Professor, der in Berlin und New York lebt, entdeckte Burghausen durch verschiedene Gespräche und die Eindrücke, die er durch seine Spaziergänge sammelte.
Voss’ erste Begegnung mit Burghausen hinterließ gleich einen bleibenden Eindruck. Er verglich die Skyline, die sich in Form der mächtigen Burg mit dem vorgelagerten Fluss und der Altstadt manifestiert, mit jener New Yorks. „Dieses Bild hat eine beeindruckende Macht. Eine Skyline wie hier entsteht nur, wenn sich ein Bauwerk wie die Burg über den gesamten Horizont hinzieht. Hier stimmen die Proportionen.“ 

Die Kraft einer Stadt

Tiefer in die Materie eingetaucht, findet der agile Impulsgeber, dass Burghausen wie New York dank der eigenen finanziellen Mittel und der Ideen seiner Bürger selbst etwas bewegen kann und dies auch tut. Er nannte den Bau des Terminals, der eine essenzielle Rolle für die Zukunft der Industrie vor Ort spielt. Burghausen hat in der Tat das Glück, sich finanziell frei bewegen zu können und auch die Kraft, mutig wie im Fall des Terminals voranzugehen. Dieses Projekt wäre nie etwas geworden, wenn die Stadt nicht vorangegangen wäre. Etwas, was die Bayerische Gemeindeordnung in dieser Form im Grunde nicht hergegeben hätte. Ein zweiter zukunftsweisender Weg liegt in der weiteren Entwicklung des Campus. Auch an dieser Stelle musste die Stadt unorthodox handeln. Bestes Beispiel ist der Bau des zweiten Studiengebäudes. Ginge es nach den offiziell vorgegebenen Abläufen, würde der nächste Studentenschwung auf der Straße stehen. Das Interesse ist sehr groß. „Wir haben extra den Studiengang Chemieingenieur konzipiert. Dieser ist einzigartig, was unserer kleinen Hochschule einen besonderen Anstrich verleiht“, erklärt Wifög-Geschäftsführer Anton Steinberger. 

Bürger zusammenführen, junge Potenziale wecken

Dr. Arnold Voss stellte in seinem Vortrag keine baulichen Ideen vor: „Das war auch nicht Aufgabe. Es geht darum, dass jemand von außen auf die Stadt blickt und durch seine Eindrücke Impulse für weitere Diskussionen liefert.“ Er spürte auch, dass die Stadt durch den Berg getrennt ist und somit das Leben oben und unten ein anderes ist. „Es ist wichtig, den Gemeinsinn zu stärken und somit die vorhandene Intelligenz für den Entwicklungsprozess zu nutzen“, unterstreicht Voss. Stadtrat Gunter Strebel, der Teilnehmer der anschließenden Podiumsdiskussion war, ist es wichtig, die Bürger einzubinden, damit nicht an den Interessen vorbeigeplant wird. „In solchen Diskussionen können sehr interessante Dinge herauskommen. Das ist dann auch spannend, wenn die Ideen auf das Selbstverständnis von Architekten treffen“, so Voss. Er legte allen eindringlich ans Herz, insbesondere die Studenten mitzunehmen. Sie hätten die Zukunft im Kopf und dächten anders. Sie könnten zu Dauergästen werden. Er plädierte dafür, Chancen zu nutzen, wenn junge Menschen gute Geschäftsideen hätten. 

Konzept der offenen Arme

An dieser Stelle ist es gut, sich bewusst zu machen, dass sich mittelfristig mindestens 800 Studenten in der Stadt bewegen werden. Dies stellt auch eine sehr spannende Integrationsaufgabe dar. Es geht darum, die Bedürfnisse zu erforschen und diese feinfühlig zu integrieren. Voss plädierte für ein Konzept der offenen Arme. Stadträtin Sabine Bachmaier interessierte sich für dessen Einschätzung, den Eingangsbereich zur Neustadt attraktiver zu machen. „Grundsätzlich geht es darum, deutlich zu machen, dass das hier die Mitte ist und dass an dieser Stelle etwas geboten ist“, so Voss. Das könne durch eine weitere Verdichtung geschehen. Es könnten Hochhäuser sein, müssten aber nicht. Anton Steinberger hakte ein und erklärte, dass das Projekt Shoppingmall gar nicht so groß werden müsste wie gedacht. Die Stadt habe ein gemeinsames City- und Centermanagement verhandelt und zudem die Öffnung der Tiefgarage Richtung Robert-Koch-Straße eingebracht. Wie auch schon bei der Integration der Studenten in die Stadtentwicklungsprozesse, gab Voss noch einen anderen sehr spannenden Anstoß, wie Altes und Neues verbunden werden könnte. Er schlug den Bogen zum Burgaufzug: „Wenn man den Denkmalschutz etwas zur Seite schiebt, könnte ganz etwas Spannendes entstehen.“ Er warf das Bild eines Turmes in den Raum, der weit über die Burg hinausragen könnte. Somit werde ein völlig neuer Blick auf die Stadt eröffnet. Auf ISK-Nachfrage meinte Arnold Voss: „Der Platz neben dem Heilig-Geist-Spital wäre dafür top. Ich bin überzeugt, dass eine solche Idee ein starker Magnet für die Bürger sein wird. Da will jeder einmal hin. Außerdem ist die Spitze ein hoch attraktiver Platz für die Unternehmen.“ (uk)