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Donnerstag, 11. Mai 2017

Wenn Welten aufeinanderprallen

Gemischte Gefühle rund um den Burghauser Fußball

von Uli Kaiser


BURGHAUSEN. Drei Spiele muss Fußball-Regionalligist Wacker Burghausen noch absolvieren, um das Kapitel Profifußball endgültig zu den Akten legen zu können. Teile der SVW-Vorstandschaft und die gesamte Fußball-Abteilungsführung werden heilfroh sein. Viele andere Beteiligte tragen sicherlich gemischte Gefühle in sich. Mit dem Heimspiel gegen 1860 Rosenheim an diesem Wochenende und dem Auswärtsspiel beim VfR Garching endet die Liga. Was folgt, ist das für die Finanzen essenziell wichtige Totopokalfinale am 25. Mai zuhause gegen ein unangenehm starkes Schweinfurt 05. 
Just vor dem Derby gegen Unterhaching (0:1) sorgte Bürgermeister Hans Steindl mit seiner süffisanten Bemerkung zu dem großen sportlichen Ziel, nicht besser als Siebter zu werden, um sich Geld zu sparen, für Aufregung. SVW-Gesamtvorstand Dr. Thomas Frey fand, Steindl könne als Vertreter einer der größten Sponsoren sagen, was er wolle. Alle Inhalte zum Vertrag des freigestellten Trainers Uwe Wolf unterlägen der Verschwiegenheit. Ein Zuwiderhandeln bedeute Vertragsbruch. So gesagt in der Passauer Neuen Presse. Allerdings ist genau diese Problematik allseits bekannt und wurde in den Printmedien schon ab Dezember kolportiert. Uwe Wolf wird aus rational nachvollziehbaren Gründen kaum etwas ausgeplaudert haben.

Hausgemachte 
Zwickmühle

Dass es so weit gekommen ist, entspringt einer hausgemachten Zwickmühle. Die Fußball GmbH, 100-prozentige Tochter des Gesamtvereins, hat einen Vertrag mit Uwe Wolf unterzeichnet, der bei einem Ranking besser als Platz 6 eine automatische Vertragsverlängerung um ein Jahr beinhaltet. Wer im Sinne des Vereins, der auch finanziell mit der GmbH verbandelt ist, handelt, hätte einem solchen Passus nicht zustimmen können. Mit millionenreicher Schadenfreude darf an dieser Stelle an die Heilsbringerpapiere von Eurofigher Ingo Anderbrügge oder Günter Güttler erinnert werden. Nach dem überraschenden zweiten Platz des Vorjahres und dem knappen Vorbeischrammen an der Relegation, hatte Uwe Wolf zurecht einen sportlichen Stein im Brett. Es ist genauso legitim, dass er das Beste für sich herausholt. Allerdings war das emotionale Tischtuch seitens der Verantwortlichen um Abteilungsleiter Sepp Berger schon lange zerschnitten. Grund dafür war der Schulterschluss mit den Fans nach der Pyrotechnik-aktion in Regensburg. Wahrscheinlich haben sich beide Seiten verrannt. Wenn aber ein derart tiefer interner und externer Riss spürbar war, konnte dies dauerhaft nicht gutgehen. 

Fehlende sportliche 
Kompetenz

Das „Unangenehmste“ an der bis vor Kurzem schwelenden Gesamtsituation war, dass sich Uwe Wolf nichts hatte zu Schulden kommen lassen. Seine manchmal explosiven Aktionen geschahen vielleicht zu sehr aus dem Bauch heraus und kamen daher, nicht differenziert formuliert, unglücklich an. Bestes Beispiel war die Aktion mit Schalding. Ihm ging es nicht darum, Schalding despektierlich zu behandeln, sondern die Problematik der Regionalliga aufzuzeigen. Dazu kam, dass der Start in die neue Saison extrem holprig war. Nach elf Spielen standen drei Siege, vier Remis und vier Niederlagen auf dem Konto. Zwei Neuzugänge passten nicht. Mitte der Saison gingen SVW-Duelle im Prinzip nur um „Goldene Ananas“. Kritik konnte man der seltsam lethargischen Spielweise üben. Doch auch der Vorstand hätte Selbstkritik üben müssen, weil die Mannschaft trotz deutlicher Wolf-Hinweise im Vorfeld der Saison einfach nicht die Qualität für einen Kampf um den Aufstieg hat. Wohl aber für den Kampf um die Plätze zwei/drei bis sechs. Wolf machte intern Druck bezüglich weiterer Neuzugänge. Aus seiner Sicht richtig. Aus Sicht des sportlich zu wenig kompetenten Restes ein Affront, weil das Budget erschöpft war. Ein wirkliches sportliches Netzwerk hat der ehrenamtlich tätige Fußball-Vorstand nicht. Sonst hätte man sich vielleicht am Anfang der Saison schon für einen neuen Trainer entscheiden müssen. Allerdings hätte dieser wohl das gleiche Problem wie Wolf: mit wem soll man sportliche Analysen vornehmen und in der Folge die richtigen Schlüsse daraus ziehen?  Pure Harmoniesucht ohne Reibung, die Veränderungsenergie erzeugt, bringt Stillstand, nicht Fortschritt. 

Unwürdiges Hick-Hack

Aufgrund der mangelnden Selbstkritik seitens des Clubs und der sicherlich manchmal auch sturen Haltung von Uwe Wolf – Auswüchse des tiefen emotionalen Cuts – taumelte Wacker Burghausen in ein unwürdiges Hickhack. Erster Höhepunkt war die Diskussion um den Einsatz eines spanischen Testspielers in einem Freundschaftsspiel bei einem unterklassigen Verein. Wie aus informierten Kreisen zu vernehmen war, wäre ein Verstoß Wolfs gegen geltende Regeln in diesem sensiblen Bereich, ein Kündigungsgrund gewesen. Dementsprechend darf angenommen werden, dass der Coach sicherlich wusste, was er in diesem Fall zu tun hatte. Umso spannender wäre es, zu erfahren, wer aus welchem Antrieb heraus den Verein beim Verband angezeigt hatte. Den Gipfel des kollektiven Kopfschüttelns erreichten die Verantwortlichen, als sie Wolf einen Tag vor dem ersten Spiel freistellten. Er habe das neue Angebot nicht angenommen, deshalb sei dieser Schritt folgerichtig, argumentierte Dr. Thomas Frey. Der Verein wollte Klarheit. Die Frage bleibt, in welcher Form dargereicht und mit welchem Inhalte der neue Kontrakt versehen wurde. Auch die Länge der Bedenkzeit wäre ein interessantes Thema an dieser Stelle. 

Amüsantes 
Trainerkarusell

Eine Freistellung mag vielleicht in großen Unternehmen monetär kein Problem sein, wohl aber beim Burghauser Club. Nach Worten von Bürgermeister Hans Steindl fehlten Ende 2016 rund 300.000 Euro in der Kasse. „Es ist immer sehr schwierig, einen vernünftigen Jahresabschluss darzustellen“, sagte Dr. Frey noch im Dezember. Nachdem man das Loch mit Geldern aus der Zukunft gestopft hat, fehlt es wohl in der jetzigen Gegenwart. Die Sponsoren rennen der Fußball GmbH nicht gerade jubelnd die Bude ein. Deshalb bleibt es in diesem Zusammenhang schon interessant, weshalb das durchaus erfolgreiche Gespann Stanley König und Ronald Schmidt, der wahrlich schon sämtliche Kuriositäten vor Ort erlebt hat, durch Patrick Mölzl abgelöst wurde. Bürgermeister Hans Steindl hatte Stefan Reisinger präferiert, der allerdings lieber Co bei Michael Wiesinger in Elversberg wurde. Sicherlich ist es essenziell, wenn der Club schnell weiß, wer der neue Coach ist. Das forciert die Kaderplanung. Andererseits kann jeder Trainer den neuen Kader auch extern planen. Jetzt zahlt Burghausen zwei Trainer. Wobei der Neue mit einem Team arbeitet, dass es bei Weitem in dieser Form nächste Saison nicht mehr geben wird. Zudem wurde überflüssiger Ärger mit dem fußballerischen Nachbarn Kirchanschöring angezettelt. Zumal es ohnehin seit spätestens dem 17. Spieltag um nichts mehr geht. Mölzls Bilanz ist relativ normal. Die Mannschaft schenkt nicht ab, was die eingangs erwähnte seltsame Situation nicht besser macht, dafür aber Prämien kostet. Wer Verträge unterschreibt, darf sich nicht beschweren, wenn sie von einer Seite seriös erfüllt werden. Auch, wenn die Prämien aufgrund des sportlichen Wertes intern als sinnfrei erscheinen mögen.