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Donnerstag, 11. Mai 2017

Burghausen – das Logistikzentrum

Burghausen – genauer gesagt der Marktler Wald – entwickelt sich plangemäß immer mehr  zum Logistikzentrum der Region Inn-Salzach

BURGHAUSEN.
Im Marktler Wald steht das modernste und sicherste Terminal Deutschlands. Weil vor Ort chemische Produkte verladen werden, sind die Standards extrem hoch. Obwohl vor einigen Jahren bereits alles genehmigt war, musste außerhalb des ursprünglichen Planes noch ein Spezialbetonboden für rund vier Millionen Euro eingezogen werden. Die riesigen Leckagewannen reichten nicht aus. Der Terminal für den kombinierten Verkehr aus Straße, Schiene und Wasser boomt und erreichte innerhalb von nur eineinhalb Jahren die Kapazitätsgrenzen. 
„Derzeit wird die zweite Baustufe umgesetzt. Wir erhöhen unsere Kapazitäten auf 56.000 Hübe“, erklärt Anton Steinberger in seiner Rolle als Geschäftsführer der Bauherrin RegioInvest GmbH. Insgesamt werden erneut 5,6 Millionen Euro in die Hand genommen. 3,2 Millionen Euro kostet der neue Portalkran. „Ursprünglich wollten wir gleich auf die Maximalhubzahl von 72.000 gehen, aber es wurden nur 56.000 genehmigt“, erklärt Steinberger. Aufgrund der zahlreichen Anfragen wird die dritte Ausbaustufe wohl nicht lange auf sich warten lassen. Schon die zweite Runde wurde schneller Realität als geplant. Wenn alles nach Plan läuft, was speziell in diesem Projekt zu erwarten ist, dann erfolgt bereits im November die Inbetriebnahme des zweiten Abschnitts. 

Güterverkehrszentrum wächst

Rund um den gewaltigen Güterbahnhof entsteht nun auch ein Güterverkehrszentrum. „Hier siedeln sich Unternehmen an, die Dienstleistungen rund um den kombinierten Verkehr anbieten“, erklärt Steinberger. 28 Hektar hat die RegioInvest GmbH dafür gekauft. Da es sich um Bannwald handelt, hat der Freistaat Bayern klare Vorgaben bei der Nutzung gemacht. Hier dürfen nur Unternehmen bauen, die direkt mit dem Terminal etwas zu tun haben. Im ersten Ausbauschritt wird zirka die Hälfte gerodet. „Einen großen Vertrag mit dem Unternehmen Greiwing Logistics haben wir abgeschlossen. Die Firma wird sich hier ansiedeln“, so Steinberger. Greiwing ist ein deutsches Traditionsunternehmen. 1930 gegründet, ist bereits die dritte Generation der gleichnamigen Unternehmerfamilie tätig. Die Ursprünge liegen in Worms. Ein großer Standort befindet sich in Duisburg. Greiwing ist Experte für Kunststoffe, Lebensmittel, Chemie, Bauindustrie, Farben und Gefahrstoffe. „Das Unternehmen wird 20 Millionen Euro investieren. Auch die Firma Schmidt, die bereits mit uns zusammenarbeitet, hat Interesse an zirka sechs Hektar angemeldet“, unterstreicht Steinberger. Die Wirtschaftsbeteiligungsgesellschaft (WIBG) investiert in diesem Bereich zirka eine Million Euro für die Erschließung. Wie Steinberger weiter ausführt, stünden vier kleinere Grundstücke zur Verfügung, die für weitere Unternehmen geeignet seien, die in diesem Bereich tätig sind. Die zweite Geländehälfte für das Güterverkehrszentrum sei derzeit noch ohne gültigen Bebauungsplan. 

Weltweite Vernetzung

Die Bedeutung des Terminals im Marktler Wald ist für viele Bürger nach wie vor nicht richtig vorstellbar. Seit seinem Start können nun Containergüter direkt von Burghausen aus in 140 Länder der Welt versandt werden. Kombinierte Verkehre sind ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Werden Güter auf der Schiene transportiert, können rund 29 Prozent an CO² eingespart werden. Ein Langzug, der von Burghausen aus auf die Reise geht, kann bis zu 70 Container transportieren. Das entspricht 70 LKWs, die von der Straße genommen werden. Auch volkswirtschaftlich entsteht eine enorme positive Wirkung, weil die Straßen massiv geschont werden. Ein LKW belastet diesen Untergrund ungefähr 40.000 Mal mehr als ein PKW. Burghausens Vernetzung mit der Welt funktioniert über direkte Anbindung an die großen Häfen. Früher fuhren die Züge zumeist nach Rotterdam, Hamburg oder Bremerhaven. Doch mittlerweile wird das italienische Triest immer interessanter. „Das liegt vor allem an den Preisen, die pro Container genommen werden. Mittlerweile besteht hier kein Unterschied mehr“, so Steinberger. Die Fahrt nach Triest ist erheblich kürzer als in den hohen Norden. Und da Zeit Geld ist, ist diese Option hochinteressant. „Derzeit schicken wir zwei Züge pro Woche nach Triest. Das sollen einmal vier werden“, so Steinberger, der berichtet, dass der Triest-Vertrag im November 2015 unterzeichnet wurde. Die Schiene schafft zudem auch neue Verbindungen. So gehen Container beispielsweise auch zuerst zu BASF, wo sie dann mit Gütern der Chemieriesen zusammengespannt werden. So können gemeinsame Wege optimal genutzt werden, die sonst nicht voll ausgelastet würden. Der Chemie-Zugverkehr von Burghausen startete übrigens am 17. Januar 1917. Damals fuhr der erste Wacker-Kesselwagen mit 15 Tonnen Aceton nach Leverkusen zu Bayer. Heute – 100 Jahre später – ist Burghausen über den Terminal direkt mit der ganzen Welt verbunden. (uk)