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Donnerstag, 27. April 2017

Der Buntspecht, ein Vogel, der lieber trommelt als singt

Der Buntspecht ist der häufigste von allen heimischen Spechtarten und siedelt gern in Nadel- und Laubwäldern


von Günter Geiß

REGION. Linné ordnete den Buntspecht 1758 mit dem lateinischen Namen Dendrocopos major in die wissenschaftliche Nomenklatur ein. Der Buntspecht ist im Nadel- und Mischwaldgürtel Eurasiens von Südwesteuropa bis Südostasien beheimatet und lebt dort in vielen Unterarten bis in die Bergregionen.

Aussehen und 
Besonderheiten

Die heimische Art Dendrocopos major hat eine klebrige, an der Spitze mit Widerhaken besetzte Zunge, misst von Schnabel bis zur Schwanzspitze etwa 25 Zentimeter und wiegt 75 bis 95 Gramm. Er trägt an den Füßen spitze, gebogene Krallen, wobei zwei Zehen nach vorn und zwei Zehen nach hinten zeigen. Mit seinem keilförmigen Schnabel, dem so genannten Meißelschnabel, hämmert er mit kräftigen Hieben auf das Holz. Damit er bei so viel Hämmern keinen Brummschädel bekommt, ist der Kopf des Buntspechtes mit einer Art Schalldämpfer ausgestattet. Der Schnabel und die besonders dicke Knochenhülle des Gehirns sind federnd miteinander verbunden. Der Buntspecht ist durch seine besonders dicke Haut vor Insektenstichen geschützt. Seinen Namen hat er von seiner kontrastreichen Färbung. Sein Kopf ist schwarz mit weißer Stirn und weißen Wangen. Seine weißen Kopfseiten sind mit einem schwarzen Band unterbrochen. Sein Scheitel ist schwarz mit rotem Fleck am Hinterkopf. Langovale weiße Schulterflecken zieren den Rücken und die schwarzen Flügel tragen weiße Tupfen. An seinem schwarzen Stützschwanz befinden sich weißgetupfte Steuerfedern. Die Unterschwanzdecke leuchtet rot und die Unterseite ist weißlich bis cremefarbig. Die Weibchen sind ähnlich gefärbt wie die Männchen, nur ohne Rot auf dem Kopf, wo die Männchen einen roten Genickfleck zeigen. Junge Buntspechte haben noch keinen roten Unterschwanz, junge Männchen aber einen fast roten Oberkopf. Ihr gesamtes Gefieder wirkt noch etwas blass.

Lebensraum ist dort, 
wo er Totholz findet

Der Buntspecht ist ein Kulturfolger und lebt in Nadel- und Mischwäldern, in Parks mit alten Eichen und Hainbuchen. Auch in Feldgehölzen, Friedhöfen und in baumbestandenen Gärten ist er ganzjährig beheimatet, sofern er dort Totholz findet. Der Kurzstreckenzieher, den man bei uns das ganze Jahr über sieht, kommt in Mitteleuropa in verschiedenen Waldtypen vor. Je mehr totes Holz zur Verfügung steht, umso lieber siedeln sie sich dort an. Er klettert fast ausschließlich an Baumstämmen und Ästen in Spiralen ruckweise stammaufwärts und versucht gern auf der Rückseite eines Stammes sich unseren Blicken zu entziehen. Sein häufiger Ruf ist ein scharfes „Kix“ oder „Kick“, das bei Erregung in dichter Folge ertönt. Das Trommeln an den Bäumen dient der Kontaktaufnahme. In Nestnähe erklingen aggressive, tiefe Rufreihen aus „Keck“-Lauten. Unliebsame Artgenossen werden mit einem schnarrenden Geräusch vertrieben. Zur Balzzeit ertönen „räh-räh-räh“-Reihen und die kurzen Trommelwirbel bestehen aus 10 bis 15 Einzelhieben, wobei die Hiebfolge gegen Ende des Wirbels schneller wird.

Holzschädlinge 
als Nahrung

Die Nahrung des Buntspechtes ist vielseitig. Zu seinen Lieblingsspeisen zählen Forstschädlinge, wie im Holz lebende Käferlarven und unter der Rinde steckende Insekten. Kann er eine tief im Bohrloch steckende Larve nicht erreichen, so wird das Bohrloch mit ein paar kräftigen Schnabelhieben so erweitert, bis er mit seiner stilettartigen, am Ende mit Widerhaken besetzte Zunge die Beute aufspießen und herausziehen kann. Holzbewohnende Insekten sucht er auch durch Behacken und Absuchen von dürren Stämmen und er ernährt sich auch von Larven der Bock- und Borkenkäfer.

Auch fremde Eier 
auf dem Speiseplan

Der Buntspecht ist ein gefürchteter Nesträuber und zu seinem Speiseplan gehören auch Eier und Jungvögel von Höhlenbrütern. Als Allesfresser ernährt er sich im Winter auch von pflanzlichem Material wie Nüssen und fetthaltigen Samen. Er klemmt Zapfen von Kiefern und Fichten in eine Astgabel oder in eine zurechtgezimmerte Rindenspalte, so dass die Spitze des Zapfens nach oben zu stehen kommt, hält sie mit den inneren Vorderzehen fest und hämmert so lange auf die Spitze, bis die Schuppen zerspalten und die Samen herausgepiekt werden können. Diese Spechtschmiede benützt der Vogel auch, um hartschalige Käfer zu knacken. Auf der Suche nach Futter meißelt er schon mal Löcher in Telefonmasten oder in Dämmmaterial von Hauswänden. Im Frühjahr, wenn der Saftfluss der Bäume am Höchsten ist, trinkt der Buntspecht deren Säfte als Nahrung. Dazu werden spiralförmige Bahnen um den Baumstamm in die Rinde geschlagen, bis aus ihnen Safttropfen austreten, die er dann auflecken kann. Der harzige Saft lockt Insekten an, die darin kleben bleiben und gleich mitverspeist werden.

Männchen trommeln um
die Gunst der Weibchen


Das Trommeln der Spechte dient zum Anlocken eines Partners und zur Abgrenzung des Brutreviers gegen Artgenossen. Während der Balzzeit ab Dezember vernimmt man die Trommelwirbel der Männchen länger und häufiger. Das Trommeln erfüllt den gleichen Zweck wie der Gesang der Singvögel. Während der Balz trommelt das Männchen durch ganz schnelles Hämmern mit dem Schnabel gegen einen Baumstamm. Auch nutzen sie alle anderen verfügbaren Resonanzkörper, wie tote Äste, morsche Baumstämme und lassen ihre Trommelwirbel auch schon mal an Regenrinnen erklingen. Im April und Mai ist das Trommelkonzert am intensivsten, wobei gelegentlich auch das Weibchen trommelt, wenn es sich im Revier eines Männchens aufhält. Die Balz enthält auch Drohgesten, wie das Aufreißen des Schnabels oder das Aufstellen der Scheitelfedern. Bei der Balz verfolgt das Männchen mit heiserem „rährähräh“-Rufen sein Weibchen durch die Baumwipfel. Dabei vollführt es einen Balzflug mit flachem Flügelschlagen und gestelztem Schwanz.

Jedes Jahr wird eine 
neue Höhle gezimmert

Ab Ende März suchen die Buntspechte geeignete Brutbereiche, wobei sie an mehreren Höhlen gleichzeitig arbeiten, bevor sie sich für eine als Bruthöhle entscheiden. Für den Höhlenbau werden morsche und kranke Bäume bevorzugt. Auch in Weichhölzer werden gerne Höhlen gezimmert, wobei die Partner einander ablösen. Buntspechte zimmern jedes Jahr neue Höhlen und schaffen so für andere Höhlenbrüter neue Nistgelegenheiten, die gern von Meisen, Staren, Siebenschläfern und auch von Hummeln angenommen werden. Ihre Nisthöhlen bauen die Spechte 20 bis 50 Zentimeter tief und polstern sie mit feinen Holzspänen aus. Ab Mitte April beginnt die Brutzeit und das Weibchen legt fünf bis sieben weiß gefärbte Eier, die etwa 12 bis 14 Tage lang vom Weibchen und vom Männchen abwechselnd bebrütet werden. Die Jungvögel werden die erste Zeit vom Weibchen und vom Männchen gehudert, wobei die Eltern beim Verlassen des Brutplatzes den Kot der Jungen mitnehmen. Auch Holzspäne werden entfernt, da die Bruthöhle mit den Jungvögeln mitwächst. Gegen Ende der etwa dreiwöchigen Nestlingszeit zeigen sich die Jungen am Flugloch. Mit lautem „Kirr-kirr-kirr“- Betteln schauen die Jungvögel fast ständig aus dem kreisrunden Höhleneingang heraus. Durch die eiweißreiche Nahrung wachsen sie erstaunlich schnell heran. Nach 20 bis 23 Tagen fliegen die Jungvögel aus, werden aber noch acht bis elf Tage gefüttert. Gegen Ende des ersten Lebensjahres werden sie geschlechtsreif. Es gibt nur eine Jahresbrut in der Zeit von April bis Juni, wobei die Eltern eine Saisonehe führen. Der Buntspecht wird bis acht Jahre alt und ist in seinem Bestand nicht gefährdet, da die Art in Europa zunimmt.