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Donnerstag, 13. April 2017

Bis zu 85 Prozent vom Staat

Die Kreisklinik Altötting kann bei der Sanierung und Aufstockung auf großzügige Hilfe vom Freistaat rechnen

ALTÖTTING. Diese Nachricht ist eine absolut positive. Wie vor Kurzem bekannt wurde, stellt der Freistaat Bayern eine Förderquote von bis zu 85 Prozent für die Sanierung und die Aufstockung der Kreisklinik Altötting in Aussicht. Damit haben sich die sehr umfangreichen Planungen und die zahlreichen Abstimmungen im Gesundheitsministerium ausgezahlt. Mit diesen Aufgaben waren Vorstand Michael Prostmeier und seine Planer aus Töging seit dem letzten Jahr beschäftigt.
Dennoch wird der Baustart nicht sofort erfolgen. Die Maßnahmen müssen sehr feinfühlig umgesetzt werden, weil alles im laufenden Betrieb passieren muss. Alle Mitarbeiter und Patienten werden rechtzeitig informiert, damit sie sich darauf einstellen können. Die rund acht Jahre sind eine zusätzliche Belastung für alle am Standort tätigen Personen und dort verweilenden Patienten.

Ein Blick in 
die Geschichte

An dieser Stelle ist ein Blick in die Geschichte des Standortes Altötting interessant. Als in den 70er/80er-Jahren die Diskussionen über den Neubau geführt wurden, gab es sogar die Überlegung, ein Haus mit 500 Betten zu errichten. Alt- und Neuötting wurden verschmolzen. Damals wurde sogar eine Fusion mit Burghausen bereits andiskutiert. Das Haus der Salzachstadt hatte damals schon fast 30 Jahre auf dem Buckel. Es wurde 1956 eröffnet und ging bereits 1964 in die Trägerschaft des Kreises über. Aus der neutralen Perspektive betrachtet, muss ein Klinikum sich praktisch alle 30 Jahre neu erfinden. Extrem formuliert, wäre es grundsätzlich sogar sinnvoller, nach dieser Zeit ein komplett neues Haus nach den neuesten Standards zu bauen. Mittlerweile gibt es sogar schon hochmoderne Containerlösungen, die nach einem gewissen Zeitraum modular relativ einfach zu ersetzen wären. Derartige gedankliche Ansatzpunkte sind damals wie heute aus vielerlei Gründen politisch nur sehr schwer durchzudrücken.
Wie schwierig der Erhalt und die Entwicklung eines Hauses ist, zeigt sich in der guten Dokumentation „50 Jahre Kreisklinik Burghausen“, die 2006 erschienen ist. Die Errichtung der damals hochmodernen Klinik kostete vier Millionen Mark. Bis 2006 wurden rund 106 Millionen DM in dieses investiert. Die zahlreichen und hohen Investitionen in Altötting, wie z.B. in die Neonatologie, zeigen das gleiche Bild. Es muss ständig inves-tiert werden, weil die Spezialisierungen unaufhaltsam voranschreiten und damit die Rahmenbedingungen in allen Bereich neu definiert und optimiert werden müssen. Von der Substanz her und von den Mitarbeitern steht die Kreisklinik in Burghausen auch heute sehr gut da. Auf der anderen Seite gibt es eben doch bauliche Altlasten, die manchen das Leben schwermachen. So erreicht Burghausen auf einer Ebene die für die heutige Zeit optimale Stationsgröße von 31 bis 36 Betten nicht mehr. Die Bundespolitik, die durch den Druck der Lobbyisten getrieben wird, zwingt alle kommunalen Klinikbetreiber zum Umdenken. Es gebe zu viele Krankenhausbetten, deshalb müssten sie reduziert werden. Auf der anderen Seite werden tatsächlich anfallende Kosten in der Notaufnahme und bei leichten Erkrankungen, die stationär behandelt werden müssen, nicht ausgeglichen. Hierin liegt das Grundproblem, dass nur über Spezialeinheiten wieder ausgeglichen werden kann. Hier stimmen die Relationen nur teilweise, wenn überhaupt noch.

Beste Versorgung,
optimale Wirtschaftlichkeit


Als Burghausen gebaut wurde, kostete ein Krankenhausbett durchschnittlich zirka 8.750 Euro. Heute liegt man bei rund 200.000 Euro, wenn ein Haus neu gebaut wird. Obwohl Burghausen vom Start weg eine Auslas-tung von weit über 90 Prozent hatte, wurden mittlere sechsstellige Verluste eingefahren, die die Stadt zunächst alleine trug und dann später in die Trägerschaft des Landkreises übertrug, weil man dem stetigen Zuzug durch zusätzliche infrastrukturelle Maßnahmen Rechnung tragen muss. Die Verweildauer der Patienten sank von 21,6 Tagen (1956) auf 6,25 Tage (2006) bis 5,4 Tage (2016). Vor allem im letzten Winter lag die Auslastung beider Kliniken auf dem bestmöglichen Niveau. Aufgrund der Grippewellen mussten Patienten in andere Orte verlegt werden. Wobei es dieses Phänomen in ganz Bayern zu beobachten gab. Eine Auslastung von deutlich über 70 Prozent ist top. Schließlich müssen die Krankenhäuser auch noch Luft haben, wenn eine komplette Station aus irgendeinem Grund geschlossen werden muss. Etwas, was immer wieder passiert.
Im Gegensatz dazu nimmt die Ambulantisierung mit Verweildauern von drei bis vier Tagen dank der modernen OP-Techniken, die den Körper immer mehr schonen, zu. Ambulante medizinische Eingriffe werden optimaler vergütet, als einfache stationäre Aufenthalte. Aufgrund der heutigen Vergütungssituation für Krankenhäuser ist eine mittelfristige Konzentration auf einen Standort unausweichlich. Sie reduziert die Fixkosten, weil diese auf mehr Betten umgelegt werden können und dieser Kostenblock pro Patient sinkt. Die wirtschaftliche Effizienz eines zentralen Standortes ist deutlich besser als die teilweise gleichen Angebote – leider muss dies aus wirtschaftlicher Sicht so gesehen werden -  auf zwei Standorte in direkter Nähe vorzuhalten. (uk)