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Donnerstag, 16. März 2017

Zwischen Aufbruch und Unsicherheit

Künftige Vereinsausrichtung sorgt für Unklarheiten im Fußballgeschäft und bei den Fans

von Uli Kaiser

BURGHAUSEN. Es besteht kein Zweifel, dass die Regionalligamannschaft von Wacker Burghausen die ganzen Turbulenzen rund um die Freistellung von Trainer Uwe Wolf sehr gut weggesteckt hat. Mit zwei Siegen in Schweinfurt und zuhause gegen Nürnberg II startete die Truppe in die Frühjahrsrunde. Schön hat sie gespielt, aber überbewerten sollte man vor allem den 3:1-Heimsieg gegen die Franken nicht, weil es für beide Mannschaften rein sportlich um nicht mehr viel ging. Wichtig ist aber, dass die Truppe von Interimscoach Stanley König weiterhin so gut als möglich aufspielt, damit wieder mehr positive Emotion zu spüren ist. 
Dr. Thomas Frey und Bürgermeister Hans Steindl demonstrieren derzeit eine Art befreiende Stimmung. Auch die Mannschaft wirkte nach dem Heimsieg gelöst und klatschte Frey im VIP-Raum ab. Sicherlich mag durch den dauernden negativen Druck, der sich zwischen Trainer, Vorstand und Bürgermeister aufgebaut hatte, nun eine Art imaginäre Last von den Schultern gefallen sein. Auf der anderen Seite ist der sicherlich manchmal übers Ziel hinausgeschossene Coach definitiv nicht der Alleinschuldige. Die Art und Weise des Vorgehens störte viele Fußballfreunde und Sponsoren. Eine Freistellung hätte locker schon im Winter erfolgen können. Dass Wolf einen über die Saison hinausgehenden modifizierten Vertrag nicht annimmt, war jedem klar. Schon alleine deshalb, weil bei einer Platzierung unter den ersten Sechs eine Verlängerung zu den alten Konditionen erhält. Zudem war er kein Freund der Reamateurisierung. Freistellen wäre auch ohne einen derartigen Showeffekt gegangen, weil das Tischtuch ohnehin zerschnitten war. 

Unsicherheit wächst


Egal, was sich die Verantwortlich offiziell sagen. Die Unsicherheit bei den Zuschauern und Sponsoren bleibt weiterhin vorhanden. Es gibt durchaus viele, die das neue Konzept als logische Konsequenz akzeptieren. Genauso denken aber viele, dass es derzeit niemanden sportlich kompetenten gibt, der eine Mannschaft der Zukunft mit nachhaltiger Regionalligaperspektive zusammenstellen kann. Dazu braucht es ein Netzwerk, das derzeit nicht vorhanden ist. Eine starke Person, die über dem Trainer steht und damit die Vorstandschaft im operativen sportlichen Geschäft entlastet, ist noch nicht gefunden. Genauso wenig wie ein neuer Trainer. Genau darin liegt aber für viele potenzielle Neuverpflichtungen der entscheidende Punkt. Berater und Spieler wollen wissen, mit wem sie es zu tun haben. Rein darauf zu setzen, dass es genügend chemieingenieurwesenstudierende Regionalligafußballer gibt, bleibt Wunschdenken. Genauso wie die Rückkehr von Spielern, die einst als zu unpassend empfunden wurden und jetzt beispielsweise in Buchbach spielen. Viele kleinere Sponsoren haben nicht das Gefühl, dass der letztendlich wirklich tief verwurzelte Wille zumindest für die Regionalliga vorhanden ist. Wenn die Unsicherheit steigt, dann lähmt das die positive Emotion für ein weiteres Engagement. 

Verfahrene Sachlage

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass es viel ehrlicher Überzeugungsarbeit bedarf, damit die Fieselarbeit mit Sponsoren doch wieder zum Erfolg führt. Die Wacker Chemie und die Stadt Burghausen bleiben die größten Sponsoren. Und doch fehlen nach Angaben von Bürgermeister Hans Steindl sechsstellige Beträge um den rund eine Million hohen Etat für die kommende Saison sicherzustellen. Wie aus informierten Kreisen zu vernehmen war, verlief eine Sponsorenversammlung eher suboptimal. Dazu kommt, dass die Fußball GmbH in der laufenden Saison ein Loch von 200.000 bis 300.000 Euro aufweist. Dass der Gesamtverein alleiniger Gesellschafter der GmbH ist und bei einem solchen Loch auch ein massives Problem haben könnte. Nicht nur deshalb beschwören alle die Wichtigkeit des Pokalspiels gegen Unterhaching. Der Gewinn des Totopokals und der damit verbundene Einzug in den DFB-Pokal würde 150.000 Euro in die Taschen spülen. Andersherum bleibt die Lage prekär, wenn Burghausen unter die besten Sechs der Liga kommt und damit Uwe Wolf weiterhin die vollen Bezüge erhält. Es hilft nur eine gütliche Einigung. Vor dem Arbeitsgericht könnten die süßesten Früchte schlichtweg unerreichbar sein. Es zeigt sich also, dass die Aufbruchstimmung zwar intern sehr gut tut, aber dass die äußeren Umstände und durchaus unkonventionelle Stimmungsschwankungen dieser auch schnell wieder einen Abbruch tun können, was der Gesamtsituation sicherlich nicht zuträglich sein dürfte.