SÜDLICHES OBERBAYERN. Das Jobangebot klingt verlockend: Arbeiten von zu
Hause aus und mit wenigen Klicks am Computer gutes Geld verdienen. Oder einfach
Pakete empfangen, umadressieren und weiterversenden. Aber solche Angebote haben
meist einen Haken: Das damit verdiente Geld ist illegales Geld! Betrüger nutzen
die Ahnungslosigkeit von Menschen aus und machen sie so zu Geldwäschern. Die
Kriminalpolizei warnt davor, selbst als "Finanzagent" oder „Warenagent“ tätig zu
werden.
Gerade in letzter Zeit registrierten die Cybercops des Polizeipräsidiums
Oberbayern Süd wieder vermehrt Hinweise darauf, dass viele Menschen in der
Region solche dubiosen Angebote per E-Mail erhielten. Der ein oder andere ging
auch darauf ein und wurde dadurch nicht nur zum Opfer der Betrüger, sondern
selbst zum (Mit)Täter. Anhand von drei - echten - Fällen zeigt die
Kriminalpolizei, welche Maschen die Betrüger verwenden.
Der Warenagent
Fall 1 - Jobangebot
Sichergestelle Pakete (Foto: Polizeipräsidium Oberbayern Süd) |
Ein Pärchen aus einer Gemeinde im südlichen Landkreis Traunstein ließ sich
über ein soziales Netzwerk für einen sogenannten „450-Euro-Job“ anwerben. Beide
mussten lediglich Warensendungen empfangen und die erhaltenen Pakete mit neuen
Adressaufklebern versehen, die sie zuvor von einer Webseite heruntergeladen
hatten. Die Pakete wurden dann nach Russland, Polen, Finnland und Großbritannien
weiterverschickt. In den Paketen waren hochwertige Handys, Tablet-Computer,
teure Elektrogeräte oder hochwertige Kleidung und Sportartikel, die von
Unbekannten mit ausgespähten Daten und Zahlungsmitteln bei den
unterschiedlichsten Onlineshops ergaunert worden waren. Derzeit beläuft sich der
Warenwert der 30 sichergestellten oder aber bereits weiterversandten Waren auf
knapp 20.000 Euro. Tatsächlich dürfte der Warenwert sich aber noch etwas
erhöhen.
Das Paar hatte mit den betrügerischen Bestellungen nichts zu tun und
erhielt letztlich für ihre Tätigkeit auch die versprochenen 450 Euro nicht.
Beide erstatteten eine Selbstanzeige bei der örtlichen Polizei.
Fall 2 - Love- oder Romance-Scamming
Ein 51-jähriger Mann aus dem Landkreis Traunstein lernte über eine
Online-Partnerbörse eine Frau kennen. Im weiteren Verlauf wurde der Mann mit
Liebesbekundungen dazu gebracht, Pakete zu empfangen und nach Russland und
Finnland weiter zu verschicken. Die Chatpartner gaben vor, die Waren für
bedürftige Kinder zu benötigen. Der „liebesblinde“ Mann erhielt die
Versandaufkleber per E-Mail, der Warenwert dürfte in diesem Fall bei etwa 3.000
Euro liegen. 17 Pakete konnte die Kripo noch sicherstellen.
Der Finanzagent
Fall 3 - Jobangebot
Eine Frau ließ sich über das Internet für einen Job anwerben, dabei stellte
sie ihr Bankkonto für Überweisungen zur Verfügung. Das eingegangene Geld in Höhe
von knapp 8.000 Euro stammte - wie die späteren Ermittlungen ergaben - aus einer
Phishing-Attacke. Die Frau sollte den Betrag ebenfalls ins europäische Ausland
überweisen.
In allen geschilderten Fällen laufen Ermittlungen wegen Geldwäsche und der
Verschleierung unrechtmäßig erlangter Vermögenswerte gegen die Beschuldigten aus
der Region. Auch wenn sie glaubhaft versicherten, dass sie sich der
strafrechtlichen Folgen nicht bewusst waren.
Die Kriminalpolizei warnt davor, ebenfalls auf solche Jobangebote
einzugehen. Denn dabei winkt keineswegs das große Geld, sondern eine
Strafanzeige - und dabei ist es zunächst einmal unerheblich, ob der
"Finanzagent„ bzw. „Warenagent“ über die Hintergründe Bescheid wusste oder
nicht. Fallen Sie nicht auf diese Art von Angeboten herein! (pt/pi)