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Donnerstag, 2. März 2017

Das Hermelin, ein blutgieriges Kurzschwanzwiesel

Die Hermeline, auch Großwiesel genannt, zählen  zu den kleinsten Raubtieren und gehören zur Familie der Marder

von Günter Geiß


REGION. „Hermelin, ein kleines, aber muthiges blutgieriges Raubthier ist im Winter in der Regel ganz weiß, im Sommer oben blaß kastanienbraun. Unter dem Schwanzende sind Drüsen aus denen das Thier, besonders wenn es erschreckt wird, einen durchdringenden Knoblauchgeruch verbreitet. Es frisst Mäuse, Ratten, Vögel und Eier, trägt Hühnereier unter dem Kinn, klettert an den Häusern herum und nimmt Schwalbennester aus.“ So nachzulesen in Meyers Konversationslexikon von 1871.
Linné ordnete das Hermelin 1758 mit dem lateinischen Namen Mustela erminea in die wissenschaftliche Nomenklatur ein. Das Hermelin besiedelt den gesamten nördlichen und gemäßigten Bereich von Europa und weite Teile Asiens.

Aussehen und 
Besonderheiten

Hermeline zählen zu den kleinsten Raubtieren und gehören zur Familie der Marder. Sie besitzen einen langgestreckten, schlanken Körper mit vier Paar Zitzen und kurzen Beinen. Sie messen von der Nasenspitze bis zum Po 25 bis 30 Zentimeter. Die Weibchen sind leichter als die Männchen und wiegen etwa 110 bis 230 Gramm. Die etwas größeren Männchen erreichen schon mal 40 Zentimeter Länge und ein Gewicht von 150 bis 340 Gramm. Die Ohren überragen das Fell und die Schwanzlänge beträgt etwa acht bis zwölf Zentimeter. Der Körper des Hermelins ist äußerst beweglich. Das Sommerfell ist oben kastanienbraun und an den Seiten und am Bauch gelblich weiß, das Schwanz-ende schwarz. Zum Beginn der kalten Jahreszeit fallen dem Hermelin, beginnend am Kopf, die Haare aus. Gleichzeitig wachsen dickere und längere weiße Haare nach. Ihr Winterfell ist bis auf das Schwanzende weiß. Fängt die warme Jahreszeit an, so findet der umgekehrte Vorgang statt. In Gebieten, in denen es im Winter warm bleibt, entfällt der Fellwechsel.

Lebensräume in der 
Natur in Siedlungen

Als Lebensraum bevorzugt das Hermelin Auen, Parklandschaften, strukturreiche Wiesen und Hecken. Auch an Waldrändern und im Dorfbereich sind sie zu finden. Unterirdische Laufgänge und Wohnhöhlen von Schermäusen, Maulwürfen und anderen Kleinsäugern nutzen sie als Verstecke. Als Unterschlupf dienen auch Wurzeln, Felsspalten, Holzstapel und Scheunenböden. Nicht selten wohnen sie in Speichern von Schuppen und ähnlichen Gebäuden auf Gehöften. Das Hermelin gilt als Dämmerungs- und Nachttier. Man sieht es aber auch häufig tagsüber umherstreifen. Im eigenen Revier, das es in der Natur durchstreift, hat es einige Schlupfwinkel oder auch ein ständiges Heim. Die etwa 20 bis 30 Hektar großen Reviere werden an Baumstümpfen, Steinen und ähnlichen Plätzen mit einem Aftersekret markiert, wobei es den Afterbereich an die betreffenden Stellen reibt und dabei Duftstoffe austreten lässt. Diese Markierungen dienen der Kennzeichnung des Geländes und der Wechsel. Die Duftmarken spielen auch bei der Abgrenzung des Reviers und im Geschlechtsleben eine Rolle. Je nach dem Vorkommen von Beutetieren sind die Reviere verschieden groß und bei den Rüden meist ausgedehnter als bei den Fähen. 

Heftige Kämpfe 
mit Artgenossen

Hermeline dulden in ihrem Revier keine gleichgeschlechtlichen Artgenossen. Sie leben außerhalb der Paarungszeit solitär und es kann an den Reviergrenzen mit gleichgeschlechtlichen Artgenossen zu Kämpfen kommen. Hermeline zeigen ein Trotzverhalten. Sie warten nicht die Annäherung eines Gegners ab, sondern greifen selbst an. Wiesel haben sogar schon Menschen attackiert und sie mit ihren spitzen Zähnen verletzt. Die Reviere der Männchen und Weibchen können sich dagegen problemlos überschneiden. Die Fähen verlassen ihr Revier nie, während die Rüden zur Paarungszeit umherstreifen und ein Weibchen suchen.

Sehr lebhaftes Wesen

Das Hermelin bewegt sich sehr lebhaft und rasch, ist fähig zu rennen, klettern, springen und sogar zum Schwimmen. Es schlüpft in Spalten und Löcher und untersucht interessiert seine Umgebung. Ab und zu bleibt es mit einer erhobenen Vorderpfote und hochgerecktem Kopf sichernd stehen und macht Männchen, hockt auf den Hinterbeinen oder steht mit aufgestütztem Schwanz auf den Hinterfüßen. Es reckt den langen Körper senkrecht in die Höhe und prüft mit witternder Nase und den Augen die Umgebung. Das Hermelin bewegt sich beim Überqueren freier Flächen und auch auf der Flucht im so genannten Mardersprung. Dieses von Mardern ausgeführte Springlaufen ist ein Galoppieren, bei dem beide Vorder- und Hinterfüße gleichzeitig abgestoßen und auch aufgesetzt werden. Während die Hinterbeine im Sprung nach vorne gesetzt werden, ist ihr Rücken nach oben gekrümmt. Meist bewegt sich das Hermelin mit gestrecktem Körper durch schnelle, trippelnde Schritte fort. Dabei kann es Sprünge von mehr als einem Meter Weite und Höhe vollbringen. 

Sehr stille Tiere

Hermeline sieht man im Winter fast ausschließlich nachts, im Sommer dagegen häufig auch tagsüber. In ihrer wachen Zeit laufen die neugierigen Tiere flink umher, daher der Ausdruck „flink wie ein Wiesel“. Hermeline sind sehr stille Tiere und lassen nur wenn sie Angst haben oder sich bedroht fühlen ein „krikri“ von sich hören. Beim Angriff auf einen Gegner lässt der Rüde ein kreischendes Keckern ertönen oder er stößt einen durchdringenden, gellenden Warnschrei aus. Bei der Abwehr sind knurrende oder fauchende Laute zu hören. Zur sozialen Verständigung dienen trällernde oder girrende, helle Töne. Auch machen herumirrende, frierende oder sich verlassen fühlende Nestjunge mit Weinen und Zwitschern auf sich aufmerksam. Das Wiesel macht nur selten Gebrauch von der Entleerung seiner Duftdrüsen. Durch heftiges Erschrecken, aber auch durch plötzliche starke Schmerzen sondert das erregte Tier einen knoblauchartigen Duft ab. 

Beutetiere oft 
größer als sie selbst

Hermeline jagen am Tag genau so wie in der Nacht und überwältigen auch Tiere, die größer sind als sie selbst. Ihre schlanke Gestalt ermöglicht die Verfolgung ihrer Beute auch in enge Erdgänge. Die Tiere halten keinen Winterschlaf und müssen, um ihren hohen Energiebedarf zu decken, im Winter ein bis zwei Mäuse pro Tag erbeuten. Dabei stecken sie ihre Nase in jeden Schlupfwinkel und in jedes Loch. Die Beutetiere des Hermelins sind vorwiegend Spitz-und Feldmäuse, Maulwürfe, Ziesel und andere Nagetiere bis zur Rattengröße. Gelegentlich jagt es sogar Kaninchen und junge Hasen. Auf ihrem Speiseplan stehen aber auch Vögel und ihre Eier, Kriechtiere, Lurche, Fische und Insekten. Zur Auffindung der Beute dient sein Geruchs-, Gehör- und Gesichtssinn. Bei der Jagd schleicht das Hermelin mit vorgestrecktem Hals in geduckter Haltung und folgt der Geruchsspur der Beute am Boden. Hat es die Beute erkannt, sprintet es mit blitzschnellem Vorstoß zu seinem Opfer und tötet es mit einem gezielten Biss ins Genick. Dabei umklammert das Hermelin den Körper der Beute mit den Vorderpfoten und kratzt mit seinen Hinterfüßen auf dessen Hinterleib, um seine Abwehrbewegungen zu schwächen. Der Biss in den Hinterkopf wird instinktiv ausgeführt, wobei die langen, spitzen oberen Eckzähne das Hinterhaupt des Opfers durchdringen, während die unteren Zähne hinter dem Ohr ins Gehirn dringen. Dieser Biss führt sehr schnell zum Tode. Fühlt sich das Beutetier leblos an, lässt es das Hermelin los, beschnüffelt es und leckt das austretende Blut auf. Anschließend schleift es seine Beute in ein Versteck und kehrt sogleich zurück, um nach weiterer Beute zu suchen. Trifft es diese an, tötet es auch diese sofort und bringt sie in sein Versteck. Dieser Tötungsinstinkt veranlasst das Hermelin solange zu töten, bis keine lebende Beute mehr anzutreffen ist. Auch bei satten Tieren lösen lebende Beutetiere den Jagdinstinkt aus, so dass alle anwesenden lebenden Tiere getötet werden müssen. Dringt das Hermelin nachts in einen Kaninchen- oder Hühnerstall ein, ist das Tier durch die ermüdenden Kämpfe oft so erschöpft, dass es am Morgen der Tierhalter schlafend zwischen den Leichen der getöteten Stallinsassen findet. 

Fortpflanzung

Die Paarungszeit liegt zwischen Frühling und Sommer, wobei die Paarung auch während der ganzen warmen Jahreszeit stattfinden kann. Die Fähe verhält sich zunächst abweisend und wehrt das Männchen kreischend ab. Sie versucht scheinbar zu flüchten. Der Rüde aber ergreift sie am Nacken und schleppt sie umher, was sie sich auch gerne gefallen lässt. Nach einigem Herumzerren findet endlich die Begattung statt. Dabei hält der Rüde die Fähe durch Umklammerung mit den Vorderpfoten und durch den Nackenbiss fest. Die Begattung kann in kurzen Abständen innerhalb einiger Stunden mehrmals wiederholt werden. Am Ende sinken beide Tiere erschöpft zur Seite. Nach der Paarung ruhen die befruchteten Eier im Bauch der Mutter und bis zum Winter liegt eine Keimruhe vor. Die befruchteten Eier entwickeln sich sehr langsam und erst im Frühjahr verläuft die Schwangerschaft mit normaler Geschwindigkeit, so dass es zu einer verlängerten Tragzeit von sieben bis zwölf Monaten kommen kann. Die aus der Sommerpaarung entstehenden Jungen werden erst im März bis Mai des darauffolgenden Jahres geboren. Das Weibchen bringt nur einmal im Jahr etwa drei bis neun Junge zur Welt. Manchmal findet man auch bis zu 13 Junge in einem Nest, das bis auf ein Schlupfloch geschlossen ist.

Aufzucht der Jungen

Ihre Nester bauen sie in Verstecken und kleiden sie mit Tierhaaren und Federn aus. Die blinden Jungen werden sorgfältig von ihrer Mutter umsorgt und auch vehement verteidigt. Bei Gefahr trägt sie ihre Kinder in andere Schlupfwinkel. Die winzigen Jungen kommen mit einem Gewicht von drei bis fünf Gramm zur Welt, besitzen ein weißliches Fell und sind in den ersten fünf Wochen blind. Nach vier bis fünf Wochen verfärbt sich ihr Fell und sie gleichen in Fellbeschaffenheit, Färbung und Zeichnung den Eltern. Die Jungen werden von ihrer Mutter länger als sechs Wochen gesäugt, wobei sie ihnen aber schon vor dem Öffnen der Augen fleischliche Nahrung zuträgt. Wenn die Jungen ab und zu das Nest verlassen, werden sie von der Mutter wieder zurückgeschleppt. Die Männchen helfen nur selten bei der Aufzucht der Jungen. Später nimmt die Mutter ihre Jungen auf ihre Ausflüge mit, wo sie sich auch an der Jagd beteiligen. Junge Hermeline spielen fast ständig mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern, wobei sie sich gegenseitig bedrohen und verfolgen. Zum Jahresende hin löst sich schließlich die Familie auf. Die Männchen werden im Alter von einem Jahr geschlechtsreif, die Weibchen dagegen schon im Alter von drei bis vier Monaten. Hermeline werden in der Natur vier bis fünf Jahre alt, in Gefangenschaft bis acht Jahre. Nach dem Bundesjagdgesetz fällt das Hermelin unter die jagdbaren Arten. In Bayern gilt ihr Bestand als nicht gefährdet.