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Donnerstag, 2. März 2017

Entwicklung des Rentamtes Burghausen

Ärger im Osten und der größte Abschiedsschmerz 

von Uli Kaiser / Teil 3/3



REGION. Seit dem Jahr 1234, in dem Tittmoning offiziell zur Stadt ausgebaut wurde, verfestigten sich die Grenzen des Rentamtes Burghausen (1392 – 1802) Richtung Wes-ten. Salzburg löste sich von Wittelsbach aber erst nach der Schlacht bei Mühldorf (1322) als eigenes Land ab. Immer wieder kam es trotz des zweiten Vertrages von Erharting (1275) zu mehr oder weniger schweren Auseinandersetzungen. 1324 eroberten die Bayern die Grenzstadt Tittmoning kurzfristig zurück. Der Erfolg basierte auf einem Verrat.
Langweilig wurde es den Herzögen von Niederbayern-Landshut sowohl mit den Salzburgern, als auch mit den Habsburgern nicht. Bereits 1260 hatte Herzog Heinrich XIII. Braunau zur Stadt ausgebaut. Neuburg wurde zur starken Innsperre gegenüber dem Bistum Passau. 1283 schlossen die Bayern mit ihren österreichischen Nachbarn einen Vergleich. Neuburg ging an Habsburg, Ried und Schärding an Wittelsbach. Damit war das so wertvolle Innviertel als Hinterland für die Hauptstadt Burghausen gesichert. Eine Verbindung, die bis zur Abtrennung 1779 von einer besonderen politischen und kulturellen Gemeinsamkeit geprägt war. 

Burghausen als Bollwerk

Nach der Wiedervereinigung Bayerns von 1340 – 1349 kam es zu erneuten Konfrontationen mit den Habsburgern. 1357 ging Schärding verloren. Im Frieden von Schärding wurde Österreich Tirol zugesprochen (1369). Bereits 1353 war Bayern wieder geteilt worden, was insbesondere in vorgenannter Auseinandersetzung ziemlich schwächte. Die letzte Neuordnung des Landes in die Herzogtümer Bayern-München und Bayern-Landshut führte zur offiziellen Einführung des Rentamtes Burghausen im Jahr 1392. Die Landshuter Linie stieg zu immensem Reichtum auf. Die Herzöge verdankten dies ihrer geschickten Wirtschaftspolitik. Die obersten Finanzbeamten hatten keine Narrenfreiheit, sondern wurden knallhart kontrolliert. Das war bei den oberbayerischen Verwandten anders. Das Bollwerk Burghausen entwickelte sich dank seiner exponierten Lage zu einem absolut einbruchsicheren Tresor. Zur Hochzeit lagerten hier umgerechnet 300 Millionen Euro. Georg, der letzte der „Reichen Herzöge“, ließ die Burg zudem zu einem militärischen Vorzeigeprojekt ausbauen. Dabei hatte er auch die Osmanen im Blick, die 1453 das als uneinnehmbar geltende Konstantinopel sturmreif geschossen hatten. Sultan Mehmed II. trug nicht umsonst den Beinamen „Der Eroberer“. Noch heute werden auch Moscheen in Deutschland nach ihm benannt. 

Langsamer Abstieg

103 Jahre fungierte Burghausen als Residenz der niederbayerischen Herzöge. 1447 wurde das Land in das Oberland mit den Rent-ämtern München und Burghausen, sowie ins Unterland mit den Rentämtern Landshut und Straubing aufgeteilt. Burghausen gab die Gerichte Marquartstein, Reichenhall und Traunstein ab und erhielt Kling, Kraiburg, Mörmoosen, Trostberg, Braunau, Friedburg, Mauerkirchen, Schärding und Wildshut. Burghausen lag als Hauptstadt sehr zentral. Hier spielte sich das politische und wirtschaftliche Leben ab. Das blieb auch so, als die oberbayerischen Wittelsbacher nach dem Landshuter Erbfolgekrieg als Sieger hervorgingen und München ab 1505 endgültig als Hauptstadt stärkten.


1760: Burghausen 
ist zahlungsunfähig

1688 erhielt Burghausen den offiziellen Titel „Hauptstadt“. Schon zu dieser Zeit hatte der Ort mit schweren finanziellen Problemen zu kämpfen. Grund dafür war die Verstaatlichung der Einnahmen aus dem Salzhandel ab 1594/95. Bereits 1627 veranlasste Kurfürst Maximilian II. eine eingehende Untersuchung der finanziellen Verhältnisse. 1760 war die Schuldenlast auf 120.000 Gulden gestiegen und Burghausen musste die Zahlungsunfähigkeit anmelden. Das, was sich seit dem 30-jährigen Krieg immer wieder andeutete, wurde Realität. Ab 1763 kam die Hauptstadt unter die zentrale kurfürstliche Verwaltung. Der tiefste Einschnitt sollte 1779 erfolgen. Nach dem Frieden von Teschen im Jahr 1779 musste das Innviertel an Österreich abgetreten werden. Das war die Folge eines weiteren bayerischen Erbfolgekrieges. 

Karl Theodor: kein 
Interesse am Innviertel

Als Grund für diese Abtrennung kann der bayerische Kurfürst Karl Theodor ausgemacht werden. Zuvor hatten Max III. Joseph und der Pfälzer 1766 eine Erbverbrüderungs-Erneuerung unterzeichnet. Eigentlich wären die Grafen von Wartenberg, die direkt mit den Grafen von Wald verwandt waren, erbberechtig gewesen. Doch deren männliche Linie starb aus. Karl Theodor wollte mit Kaiser Joseph II. ein territoriales Geschäft machen. Der Kurfürst hätte zugunsten Österreichs auf Niederbayern und die Oberpfalz verzichtet und dafür Vorderösterreich (Teile der heutigen Schweiz, das Elsass, das südliche Baden-Württemberg und Bayerisch-Schwaben) für sich in Anspruch genommen. Das brachte die Preußen auf die Palme und so kam es zum bay-
erischen Erbfolgekrieg. Im Frieden von Teschen wurde der Anspruch Karl Theodors auf Bayern anerkannt. Im Gegenzug verlor der Kurfürst das Innviertel an Österreich. Das führte zum entscheidenden Bedeutungsverlust Burghausens, weil das Hinterland verloren ging. Karl Theodors Abneigung zu Gesamtbayern war der entscheidende Auslöser. Später wollte er sogar Bay-ern gegen die Österreichischen Niederlande eintauschen. Diese Idee scheiterte an Friedrich II. von Preußen. 

Absturz der Hauptstadt

Als Ausgleich für den Verlust des Innviertels kamen Traunstein, Marquartstein und Reichenhall von Münchner Seite, sowie die Gerichte Eggenfelden, Griesbach, Hals, Neumarkt a.d. Rott, Pfarrkirchen und Vilsbiburg wieder zum Rentamt Burghausen. Dennoch konnte der wirtschaftliche Abstieg nicht verhindert werden. 1802 wurde das Rentamt Burghausen aufgelöst. Die einst reiche Stadt Burghausen verarmte immer mehr. Ihre geografische Lage, die einst entscheidend für die Gründung war, ließ keine Entwicklung zu. Das Salzachtal verhinderte die Entwicklung zur Agrarregion. Am 1. März 1802 wurde der Titel Hauptstadt aberkannt. Die Regierung löste sich auf und ein großer Teil der zahlungskräftigen Bevölkerung ging verloren. 1891 wurde die Kaserne geschlossen und mit ihr verließen viele Soldaten, die gute Kunden für Bürger und Handwerker waren, die Stadt. Erst mit der Ansiedelung der Wacker-Chemie im Jahr 1915/16 ging es langsam wieder bergauf.