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Donnerstag, 16. Februar 2017

Gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung

Die facebook-Gruppe „FoodSharing Landkreis Altötting“ vermittelt nicht benötigte Lebensmittel

von Martin Wimmer

BURGHAUSEN/ALTÖTTING. Laut einer Studie der Universität Stuttgart landen im Jahr pro Kopf 80 Kilogramm Lebensmittel im Wert von 230 Euro im Müll. Am häufigsten trifft es Obst und Gemüse. Dabei werden bei der Herstellung von Lebensmitteln wertvolle Ressourcen verbraucht. Bis ein Kilogramm Äpfel im Laden angeboten wird, wurden 700 Liter Wasser benötigt – bei einem Laib Brot sind es 1.000 Liter. Weitaus größer ist der Aufwand bei der Entstehung von Lebensmitteln tierischen Ursprungs. Für die Erzeugung von einem Kilo Käse werden 5.000 Liter – bei ein Kilo Rindfleisch gar 15.000 Liter Wasser benötigt. Dazu kommen Verpackungsmüll, Umweltbelastungen durch CO2-Ausstoß bei der Herstellung, Lagerung und der Entsorgung.
Eine im Dezember letzten Jahres gegründete facebook-Gruppe will dieser Verschwendung entgegenwirken. „FoodSharing Landkreis Altötting“ will Essenrettern der Region die Möglichkeit bieten, nicht verwendete Lebensmittel an Abnehmer zu vermitteln. Die Idee entstammt den Burghausern Christian Kraus und seiner Freundin Sandra Knittler.

ISK: Herr Kraus, recherchiert man, so entdeckt man, dass foodsharing-Projekte meist nur in Großstädten angeboten werden. Wie entstand die Idee, es auch hier am „Land“ zu probieren?

Christian Kraus: Ganz spontan! Meine Freundin und ich kochten an Weihnachten für die Familie, und wie es immer so ist, blieben einige Zutaten übrig. Die Feiertage waren so gut wie ausgebucht mit auswärtigen Essens-Besuchen bei Freunden und Verwandten. Da der Kühlschrank noch voll war mit frischen Lebensmitteln und manche über die Tage schlecht geworden wären, kam uns die Idee, diese weiterzuvermitteln. Als Plattform, um möglichst einfach und schnell mit Menschen in Kontakt zu treten, bot sich natürlich facebook an.

ISK:  Jemand hat einen Apfel übrig und bietet ihn über Ihre Gruppe an, oder wie kann man sich das vorstellen?

Sandra Knittler: Im Prinzip ja. Oberstes Ziel ist es, einen möglichst einfachen Austausch von Lebensmittel über die Gruppe zu ermöglichen. Dazu genügt es die Seite mit einem „Gefällt mir“ zu markieren und dann seine nicht benötigten Lebensmittel per Post in der Gruppe – mit oder ohne Bild – zu veröffentlichen. Stadt/Gemeinde dazu und fertig. Wer die genaue Abholadresse nicht öffentlich machen will, der regelt den Austausch über die persönliche Nachrichtenfunktion. Dabei ist es egal, ob ein Becher Sahne, ein Netz Orangen oder eine vom Grillen übrig gebliebene Packung Würste angeboten werden.
Im übrigen funktioniert auch der umgekehrte Weg. Wer beim Einkauf etwas vergessen hat, der darf gern auch nach Lebensmittel anfragen.

ISK: Ihre Gruppe nennt sich „foodSharing Landkreis Altötting“. Dürfen auch Österreicher mitmachen?

Christian Kraus: Selbstverständlich! Die facebook-Gruppe steht jedem im sinnvollen Umkreis offen. Die Anfahrtswege sollten natürlich so kurz wie möglich gehalten werden. In der Gruppe finden sich schon jetzt Menschen aus der grenzübergreifenden Region.

ISK: In gewisser Hinsicht führt Ihre Plattform also auch Menschen zusammen?

Sandra Knittler: (lacht) Das könnte ein positiver Nebeneffekt sein. Lebensmittelverschwendung ist eines der Grundprobleme unserer Gesellschaft. Diejenigen, die sich in der Gruppe zu einem Austausch suchen und finden, verfolgen ähnliche Gedanken und Interessen. Eine gewisse Grundsympathie ist also schon vorhanden. Wer weiß, vielleicht trifft man sich ja auch zum gemeinsamen Essen oder Kochen. Der Vorteil unserer ländlichen Region ist, dass sich viele über verschiedenste Ecken kennen und die Wege zueinander recht einfach sind.

ISK: Vielen Dank für das Gespräch! Wir wünschen Ihnen beiden viel Erfolg und hoffen, dass sich möglichst viele Menschen daran beteiligen.


Zur facebookseite:
https://www.facebook.com/FoodSharing-Landkreis-Altötting-1049219005205263