Rund 100 Millionen Euro für den Umbau und die Erweiterung des Krankenhauses
ALTÖTTING. Rund 97 Millionen Euro werden die Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen am Kreisklinikum Altötting kosten. Das teilten Landrat Erwin Schneider und Vorstand Michael Prostmeier den Mitgliedern des Kreisausschusses mit. Dass Kosten von ursprünglich grob geschätzten 66 Millionen Euro derart hochschnellten, habe alleine mit den Vorgaben des Ministeriums zu tun. Der Freistaat Bayern werde zirka 80 Prozent des Volumens übernehmen. Schneider rechnet aufgrund der Länge der Baumaßnahmen, die sich bis 2025 hinziehen werden, mit einem zu finanzierenden Kostenblock von 25 bis 30 Millionen Euro. Das entspricht den Summen, die für die neue Turnhalle am Kurfürst-Maximilian-Gymnasium und für die Sanierung am Aventinus-Gymnasium in Burghausen aufgewandt wurden.
Altöttings Bürgermeister Herbert Hofauer machte deutlich, dass die Finanzierung nicht auf Kosten der Städte und Gemeinden gehe. Wäre dies so, müsste die Kreisumlage erhöht werden, was den 24 Kommunen unter dem Strich weniger Geld für den Eigenbedarf zugestehen würde.
Mögliche
Zwischenfinanzierung
Damit käme nur eine verzinste Finanzierung infrage. Mittelfristige Hürde für den Kreishaushalt könnte laut Burghausens Bürgermeister Hans Steindl eine mögliche Zwischenfinanzierung des Projekts sein. Diese käme dann zustande, wenn der Freistaat die Zuschüsse für die einzelnen Bauabschnitte nicht sofort, sondern Schritt für Schritt freigibt. Vier Baustufen seien laut Prostmeier geplant. Das Finanzvolumen des ersten Abschnitts liegt bei 37,5 Millionen Euro. Das grundsätzliche Problem ist, dass bis auf Burghausen alle Städte und Gemeinden im Landkreis sehr genau rechnen müssen. Eine Erhöhung der Kreisumlage wäre für alle eine sehr schwer zu verdauende Pille. Andererseits kommt man aufgrund der bundesweit verabschiedeten Klinikreform und der aktuell angespannten finanziellen Lage der Kreiskliniken Altötting-Burghausen weder um Zentralisierung und schon gleich gar nicht um eine Sanierung und Optimierung des Standorts in der Kreishauptstadt herum.
Gelder für die Zukunft
Der Landkreis ist Träger des Kommunalunternehmens. Auch im letzten Jahr wurden trotz höherer Patientenzahlen wieder 2,2 Millionen Euro Verlust eingefahren. Letztendlich wird der Landkreis 1,47 Millionen zahlen müssen. Das rührt einzig und allein aus dem Fallpauschalensystem, das nur die Schwere der Fälle, nicht aber die grundsätzlich anfallenden Kosten für einen Patienten vergütet. Deshalb kann nur über die Spezialabteilungen, nicht aber über die vorzuhaltenden Notaufnahmen bzw. Grundversorgungseinrichtungen der nötige Deckungsbeitrag eingenommen werden. Der Landkreis gleicht die Defizite aus und finanziert die Investitionen. Dieser Gelder sollen und werden dafür sorgen, dass das Kommunalunternehmen spätestens ab 2025, wenn alle Optimierungs- und Verlagerungsmaßnahmen abgeschlossen sind, keine Verluste mehr schreiben sollte. Somit können Gelder für die zukünftigen Verbesserungen und nicht mehr zum Löcher stopfen verwandt werden.
Gewaltige Maßnahmen
Der Freistaat macht den Kreiskliniken zwar gewaltige Vorgaben, möchte aber damit sicherstellen, dass das Haus in Altötting auf Jahrzehnte hinaus sichergestellt ist. In den nächsten Jahren werden die Bettenhäuser um 80 Liegeplätze aufgestockt. Darüber wird die Intensivstation um 20 Betten erweitert. Bislang hat der Schwerpunktversorger von allen Häuser dieser Art die kleinste Intensiveinheit. Auf dem Parkplatz des Schwesternwohnheims entsteht ein Neubau für weitere OPs, neue Labore und möglicherweise auch für die Geburtshilfe. Im östlichen Bereich wird der Bettentrakt aufgestockt. Die alten Bettentrakte werden komplett durchsaniert, was rund 73 Millionen verschlingt. Die Erweiterungen liegen bei 24 Millionen Euro. Wie teuer neue Maßnahmen sein können, zeigt sich am zu errichtenden Hubschrauberlandeplatz. Der kostet rund 3,7 Millionen Euro, wird aber komplett vom Freistaat finanziert.
Schwierige Zeiten
überbrücken
Allen Mitgliedern des Kreisausschusses und des gesamten Kreistages ist klar, dass man um die Maßnahmen für die Kreiskliniken nicht herumkommt, sonst kann die kommunale Gesundheitsversorgung nicht mehr erhalten werden. Diese Aufgabe sehen alle als wichtigen Aufgabenbereich für Kreis und Kommunen. Keinesfalls soll dieser privatisiert werden. Hans Steindl gab allerdings die schwierige Finanzlage des Klinikunternehmens zu bedenken. Wie Prostmeier darstellte, machte nicht nur die Vergütung durch die Kassen Probleme, sondern dass viele ältere Menschen übers Wochenende in die beiden Häuser eingewiesen werden. Eine Leistung, die niemand ausreichend vergüte. Dazu kommt die Tariferhöhung um 4,3 Prozent, was die Personalkosten auf 69,1 Millionen Euro ansteigen ließ. Heuer folgen noch die Erhöhungen, die der Marburger Bund für die Mediziner gerade erstreitet. Die Ärztevertreter fordern fünf Prozent mehr Gehalt. Die Erlöse in diesem Jahr werden dagegen gleichbleiben. Vor diesem Hintergrund sollten die Planer die Umbaumaßnahmen so patientenschonend wie möglich gestalten, wie Landrat Schneider forderte. Sehr wichtig ist auch eine umsichtige Umstrukturierung, damit der laufende Betrieb so gut wie möglich aufrechterhalten werden kann. Sonst drohen weitere Ausfälle. (uk)