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Freitag, 18. März 2016

„Sprache ist der Schlüssel zur Integration“

Das große Engagement der Stadt trägt zu einer gelungenen Integration der in Burghausen lebenden Flüchtlinge bei




von Martin Wimmer


BURGHAUSEN.
Will man Asylsuchende in die Gesellschaft integrieren, genügt es nicht, sie in ihren Unterkünften auf sich allein gestellt zu lassen. Sie brauchen Menschen, die ihnen bei der Bewältigung von Alltagsproblemen beistehen, soziale Kontakte fördern, Freizeitangebote vermitteln und ihnen vor allem ganz allgemein über die teilweise hohen Hürden des täglichen Lebens in Deutschland hinweghelfen. Herbert Beck ist seit 2014 Leiter der Koordinierungsstelle für Flüchtlinge in Burghausen. Gemeinsam mit seinen zwei Kollegen und ca. 100 Ehrenamtlichen hilft er Asylsuchenden, sich auf ein Leben bei uns vorzubereiten.

ISK:  Herr Beck, Ihre Abteilung besteht seit Dezember 2014. Wie hat sich die Situation seit dieser Zeit entwickelt?

Herbert Beck: Bis Ende 2014 waren ca. 50 Flüchtlinge in Burghausen. Derzeit liegen wir bei einem Stand von 245 Asylbewerbern – nicht hinzugerechnet diejenigen, die bereits anerkannt sind und dezentral in Burghausen in Wohnungen leben. Der Arbeitsaufwand, den ich bis zum Juli 2015 alleine bewältigte, ist seitdem natürlich enorm angestiegen. Meine Planstelle, errichtet als „Koordinierungsstelle für die Ehrenamtlichen“ die sich um die Flüchtlinge kümmerten, umfasste anfänglich jegliche Aufgaben, die irgendwie unter dem Begriff „Asyl“ bei mir aufliefen. Anfang 2015 gab es auch nur eine Gemeinschaftsunterkunft. Mittlerweile haben wir drei.  
Der erhöhte Zustrom an Flüchtlingen machte es nötig, im Juli 2015 eine weitere Planstelle zu schaffen. Die Hauptaufgabe war es dennoch, die ehrenamtlichen Helfer, die mittlerweile auf ca. 8o angewachsen waren, zu schulen und zu koordinieren. In zwölf Modulen wurden die Helfer im Frühjahr 2015 geschult und auf ihre Aufgaben vorbereitet. Als Ergebnis der Schulung entstand der „Burghauser Arbeitskreis Asyl“. In sechs Arbeitskreisen lagen die Schwerpunkte bei Arbeit, Sprache, Schule, Transport und Begleitung, Freizeit und Mentoren. Jeder Arbeitskreis, mit jeweils einem Sprecher, unterstützt und betreut die mittlerweile angewachsene Zahl der Flüchtlinge.

ISK:   Mit der Unterbringung in einer Unterkunft ist es lange nicht getan. Welche Aufgaben kommen auf Sie und Ihre Mitarbeiter zu? 


Herbert Beck: Unsere Aufgabe ist vor allem die Koordinierung aller Helfer und Arbeitskreise. Jeder Arbeitskreis trifft sich separat – deren Sprecher kommen einmal im Monat mit uns Hauptamtlichen zusammen. Wir unterstützen die Ehrenamtlichen z.B. bei Anschaffung von Material, Verleih von Fahrzeugen, Reservierungen von Räumen etc. Zudem gehört die Betreuung der Integrationswerkstatt, der Nähstube und des monatlichen „Internationalen Cafés“ zu unseren Aufgabenbereichen. 
Besonders wichtig ist die Begrüßung und Erstbetreuung der neu angekommenen Flüchtlinge. Dazu gehören Behördengänge, wie z.B. Fahrten zum Ausländeramt, Sozialamt, Einwohnermeldeamt, Anmeldung der Kinder in Kindergarten und Schule. 
Ebenso aber auch die Betreuung der einzelnen Gemeinschaftsunterkünfte –insbesondere bei Problemen. 
Des Weiteren führen wir Sprachtests durch. Das heißt wir schauen, welcher unserer vielen Sprachkurse für wen geeignet ist.

ISK:  Die Sprache spielt eine wesentliche Rolle in der Kommunikation und auch der Integration. Wie funktioniert das miteinander Reden mit Ihnen, aber auch untereinander bei Flüchtlingen verschiedener Herkunftsländer?

Herbert Beck: Wie eben erwähnt, gibt es verschiedene Sprachkurse, je nach Vorkenntnissen. Flüchtlinge werden neben Kursen bei der VHS von ca. 40 ehrenamtlichen Betreuern geschult. Dies ist wichtig, denn Integration funktioniert nur, wenn die Kommunikation in Deutsch funktioniert.
Spricht ein Flüchtling Englisch, kann er als Dolmetscher fungieren. Selbiges gilt für Flüchtlinge, die bereits länger hier sind und schon gute Deutschkenntnisse haben. Bei der Suche nach einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz für Asylbewerber ist die erste Frage der Firmen und Betriebe: „Kann er/sie Deutsch?“

ISK:   Mit welchen Hoffnungen und Wünschen kommen die Flüchtlinge hierher? Sprechen die Flüchtlinge mit Ihnen darüber? 

Herbert Beck: Das ist sehr schwierig zu beantworten. Manche kommen mit Vorstellungen, die nicht der Realität entsprechen und sind dann anfangs enttäuscht. Doch den meisten ist es ein Bedürfnis, sich schnell zu integrieren, Deutsch zu lernen, eine Arbeit und eine Wohnung zu finden – sprich, sich ein neues Leben aufzubauen.
Grundsätzlich sprechen die Flüchtlinge nicht gerne über ihre Vergangenheit bzw. warum sie hierhergekommen sind. 

ISK:  Gibt es auch Probleme im Umgang und bei der Arbeit mit den Flüchtlingen? 

Herbert Beck: Probleme gibt es eher selten. Wenn, dann geht es um Unzufriedenheit bezüglich Anbindung an die Infrastruktur. Beispielsweise wurde beklagt, dass es in der Unterkunft in Marienberg – aufgrund der dezentralen Lage zur Stadt – schwierig sei, einzukaufen oder Kinder in die Schule und den Kindergarten zu bringen. Auch würden sich manche Flüchtlinge gern selbst versorgen dürfen. Teilweise gibt es auch Probleme kultureller Art, beispielsweise der Umgang mit Geschlechterrollen oder – wie schon gesagt – die Unterbringung in Sammel-unterkünften an sich, die doch vielerlei Freiheiten vermissen lässt.

ISK:  Was macht Ihnen Mut, Ihre tägliche Arbeit mit den Flüchtlingen fortzusetzen?

Herbert Beck: Erfolgserlebnisse. Es macht Mut, wenn man sieht, wie schnell und eifrig viele unsere Sprache lernen. Wenn man wieder einmal jemand in Ausbildung oder Arbeit gebracht hat und wenn man merkt, wie sehr sich viele anstrengen, um sich zu integrieren. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen, wie z.B. dem BRK und den sechs Arbeitskreisen untereinander, klappt hervorragend. Und letztlich auch das Engagement der Stadt, die es uns Haupt- und Ehrenamtlichen leichtmacht, die in Burghausen lebenden Flüchtlinge optimal zu unterstützen, wie z.B. durch Material, Räume und letztlich natürlich auch durch die finanzielle Unterstützung.

ISK:  Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!


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Näheres über die Arbeit des
Burghauser Aktionskreis Asyl:
buakas.de