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Donnerstag, 31. März 2016

Lokaler Handel vor neuen Herausforderungen

Stationärer Handel und Internet sinnvoll verbinden – Innenstädte müssen kämpfen

REGION. Noch immer ist die Diskussion über das Salzachzentrum Burghausen nicht beendet. Es steht fest, dass der Investor gerne verkaufen würde. Auf der anderen Seite gibt es laut Bürgermeister Hans Steindl Interessenten für die rund 15.000 Quadratmeter große Fläche. „Unser Wunsch wäre es weiterhin, dass hier ein Einkaufszentrum entsteht. Mehr kann ich dazu aktuell nicht sagen.“ Sollte ein neues Center kommen, das rund 17.000 Quadratmeter Fläche haben soll, müsste es mit Sicherheit den modernsten Anforderungen entsprechen. 

Verbund aus stationärem
Handel und Internet

Unter dem Motto „Handel neu denken“, präsentierte MdB Stephan Mayer zuletzt ein interessantes Wirtschaftsforum mit Stefan Genth, dem Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE). Genth stellte sehr eindrücklich die Chancen dar, die sich im Verbund mit stationärem Handel und dem Internet ergeben. Er präsentierte modern gestaltete Läden, die Angebote zum Anfassen präsentieren, welche vor Ort nach dem Gusto des Kunden zusammengestellt und schließlich nach Hause geliefert werden. Genth erklärte ferner: „Ich habe auch Einzelhändler gesehen, die sehr offensiv mit Angeboten und Preisen im Internet umgehen. Die Mitarbeiter zeigen im Laden die Unterschiede auf. So entsteht ein Vergleich und eine echte Transparenz.“  

Einkaufen in 
Innenstädten

Den Kampf der innerstädtischen Einzelhändler mit Zentren außerhalb der eigentlichen Stadt machte Andreas Ötzlinger deutlich. Er ist Vorsitzender des Einzelhandelverbandes WINN in Neuötting. Dabei geht um die innenstadtrelevanten Produkte. „Dass es ein Produkt in der Innenstadt nicht gibt, hat damit nichts zu tun. Die Definition für Innenstadtrelevanz ist eine andere“, erklärte Stefan Genth. Etwas, was gerade Händler in historischen Ensembles besonders trifft, ist der Denkmalschutz. „Dieser wird oft sehr diktatorisch umgesetzt“, kritisierte Kraiburgs Bürgermeister Dr. Herbert Heiml. In Burghausen konnte dank der Wirtschaftsförderung die Grüben wieder gut belebt werden. Sie stellt eine Mischung zwischen Handel, Handwerk und Gastronomie dar. Die Stadt belebt mit den Jazz-Konzerten den zentralen Platz am Bichl. Nicht immer einfach ist die Diskrepanz zwischen Wohnraum und Gastronomie, da Belebung auch eine Erhöhung des Lärmpegels bedeutet. Der Stadtplatz in Neuötting ist sehr gut aufgestellt. Die Arkaden machen den Einkauf zu einem Erlebnis. Aber das Inncenter vor den Toren der Stadt und dessen Vergrößerung machen das Überleben in den historischen Bereichen dauerhaft schwieriger, wie Ötzlinger darstellte.

Gemeinsamer regionaler Internethandel

An dieser Stelle kann der Bogen geschlagen werden zu den Ideen und Konzepten, die HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth vorstellte. Er berichtete von den Chancen, die das Internet in Sachen Umsatzsteigerungen biete, wenn die Einzelhändler eine gemeinsame Plattform als Marktplatz nutzen würden. Er brachte Mönchengladbach als Beispiel. MdB Stephan Mayer ermunterte die Händler im Inn-Salzachraum – der Region zwischen Waldkraiburg, Mühldorf, Alt-/Neuötting und Burghausen –  sich zu einer regionalen Einheit zusammenzuschließen. Alt- und Neuötting versuchten dies seit Kurzem gemeinsam, wie 
Ötzlinger erfreut feststellte.Wenn sich die Händler nicht zur Präsentation ihres Unternehmens, sondern zum Handel im Internet entschließen würden, müsse dies mit einem nachhaltigen Konzept geschehen, wie Mayer und Genth betonten. 

Neue Chancen, 
aber auch Tücken

Genth zeigte Chancen auf, berichtete aber auch von den Tücken, die der Handel ohne Grenzen alleine in Europa mit sich bringen kann. „Wenn wir mit der EU-Kommission sprechen, spricht sie immer davon, dass man Länder nicht diskriminieren darf.“ Übersetzt heißt dies, dass selbst kleine Einzelhändler den gesamten europäischen Markt beliefern müssten, was natürlich einerseits weltfremd, andererseits de facto auch unmöglich sein kann. In England sei alleine die Bürokratie in Sachen Umsatzsteuer so umständlich, dass sie mehr kostet, als sie einbringt. In Portugal sei die Infrastruktur dafür zu schlecht. Gleichzeitig kämpft der HDE gegen den Handel ohne Grenzen. „Es kann nicht sein, dass internationale Unternehmen hier übers Internet verkaufen, aber keine Steuern zahlen“, sagt Genth.

Digitalisierung nimmt
weiterhin zu


Die Digitalisierung im Handel wird weiterhin massiv zunehmen. „Das kann man auch nicht mehr wegschieben“, erklärten Genth und Mayer. „Bayern macht in Sachen Breitband sehr viel. Der Freistaat stellt 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung, Baden-Württemberg nur 40 Millionen“, unterstreicht Mayer. Das, was sehr im Kommen ist, ist das Bezahlen via Smartphone. Deshalb müssten die Hürden in Sachen Registrierung im freien WLAN abgebaut werden, betonen beide. Die zunehmende „Internetisierung“ der Jugendlichen sei zwar unverkennbar, dennoch hätten diese eine hohe Affinität zur ihrer Stadt, so Stefan Genth. (uk)