Pressemeldung der Polizei:
Facebook-Gerüchte sorgen für Wirbel
Facebook-Gerüchte sorgen für Wirbel
Wir
sind alle damit aufgewachsen, jeder kennt es, jeder hat es schon
gespielt und dabei viel gelacht: „Stille Post“. Wenig zu lachen
gibt es, wenn nach dem Prinzip „Stille Post“ Infos über schwere
Straftaten solange weiter gegeben werden, bis über Halbwahrheiten
schließlich unhaltbare Gerüchte entstehen und diese auch noch auf
Facebook - gespickt mit Vorwürfen an Behörden und Medien - ihren
Weg in die Öffentlichkeit finden. Kürzlich so geschehen im
Landkreis Traunstein.
„-TEILEN-TEILEN-TEILEN-
Am 11.01.2016 wurde in einer Traunsteiner Unterführung ein Mädchen
vergewaltigt!!! Und zwar von Asylanten/Flüchtlingen!!!“,
lautete es öffentlich sichtbar am vergangenen Donnerstag auf einer
Facebook-Seite eines jungen Mannes aus dem Landkreis Traunstein. „Der
ganze Wahnsinn spielt sich also mittlerweile vor unserer eigenen
Haustüre ab. Die Polizei, unser Freund und Helfer, hält schön den
Mund und gibt nichts an die Bevölkerung raus!! Das sage ich nur
SCHÄMTS EUCH!!! Diese Information stammt aus einer sicheren
Quelle!!!“, hieß es
weiter in dem Beitrag, der einige zustimmende User-Kommentare
erhielt.
Medien nahmen schließlich diesen Hinweis auf und hinterfragten im Polizeipräsidium Oberbayern Süd den angeblichen Vorfall. Intern konnte sowohl bei der Kriminalpolizeiinspektion, als auch bei der Polizeiinspektion, schnell festgestellt werden, dass es in Traunstein seit Jahresbeginn zu keinerlei Anzeigen wegen Sexualdelikten gekommen ist. Da natürlich die Möglichkeit nicht auszuschließen war, dass ein noch nicht bei der Polizei bekannt gewordenes Verbrechen vorlag, blieb Beamten der Polizeiinspektion Traunstein nichts anderes übrig, als den jungen Mann, der auf Facebook so empört über diese schwere Tat berichtet hatte, aufzusuchen und nach seiner „sicheren Quelle“ zu befragen. Und so nahm die Rückverfolgung der „Stillen-Post-Kette“ seinen Lauf!
Zwei Tage dauerte es, bis sich die Beamten von einer angeblichen „Sicheren Quelle“ zur nächsten durchermittelt und Gewissheit erlangt hatten. Und wie beim Kinderspiel „Stille Post“, nur gänzlich ohne humoristischen Anteil, waren bei jeder Weitergabe des tatsächlichen Sachverhalts Informationen verloren gegangen und neue Details hinzugekommen.
Einige Befragungen mussten die Beamten vornehmen, bis sie schließlich insgesamt acht Personen ermittelt hatten, die an der Info-Weitergabe beteiligt waren. Ursprünglich war zunächst von einem tatsächlich angezeigten Sexualdelikt in Traunreut die Rede gewesen. Bei dieser sexuellen Nötigung in der Silvesternacht hatte ein bereits am 13. Januar festgenommener afghanischer Staatsangehöriger eine 17-Jährige betatscht und versucht sie zu entkleiden. Ausführlich war über diese Sexualstraftat berichtet worden. Das angebliche Sexualdelikt in einer Traunsteiner Unterführung, begangen durch mehrere Asylbewerber an einem jungen Mädchen, für dessen Geheimhaltung sich die Polizei schämen sollte, gibt es tatsächlich nicht!
Dieser Fall zeigt, dass „Stille Post“ unter Umständen wirklich „gefährlich“ sein kann, besonders wenn man das Ergebnis am Ende der Informationskette auf Facebook öffentlich macht und als Tatsache darstellt. Aus einem Sexualdelikt – und jedes Sexualdelikt ist eines zu viel – können so schnell zwei, drei oder noch mehr werden, begangen an unterschiedlichen Örtlichkeiten zu verschiedenen Zeitpunkten. Verunsicherung ist eine der Folgen, unnötige Ermittlungsarbeit für die Polizei eine weitere.
Wirklich eine Tatsache stellt dar, dass die Polizei unabhängig von Staatsangehörigkeit, Volkszugehörigkeit, möglichen Migrationshintergründen oder Ethnien einen gleichbleibenden Maßstab bei der Information der Öffentlichkeit anwenden wird. Die Bürgerinnen und Bürger in unserer Region werden weiterhin durch die Polizei proaktiv, neutral und transparent über die Kriminalitätslage informiert. (pm/pi)