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Donnerstag, 28. September 2017

Attacken im Netz als größte Gefahren

Insbesondere für kleine mittelständische Unternehmen ist die Cyber-Bedrohungslage sehr hoch


BURGKIRCHEN/GENDORF. In diesem Jahr feiert die Initiative ChemDelta Bavaria ihren 10. Geburtstag. „Ursprünglich haben sich die Unternehmen zusammengeschlossen, um sich gemeinsam der damals neuen Störfallverordnung zu stellen. Heute sind die Herausforderungen andere“, erklärte Dr. Bernhard Langhammer im Zuge eines kürzlichen Forums zum Thema Cybersicherheit. Heute ist die größte Herausforderung, die Sicherheit des eigenen Netzes. Die Komplexität der Herausforderungen ist gewaltig. 
Insbesondere für kleine mittelständische Unternehmen sei die Cyber-Bedrohungslage sehr hoch, so Philipp von Saldern, der Präsident des Cyber Sicherheitsrates Deutschland e.V.. Im letzten Jahr belief sich der Schaden deutschlandweit auf rund 55 Milliarden Euro. MdB Stephan Mayer erzählte von einer Firma aus dem Landkreis, die gleich dreimal Opfer solcher Attacken geworden ist. Dabei handelte es sich um eine Elektrofirma, deren Kundendatei sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Saldern unterstrich, dass vor allem die Hidden Champions, also Mittelständler, die auf ihrem Gebiet Weltmarktführer sind, attackiert werden. „In Nordrheinwestfalen gab es einen Fall, bei dem es um das Erkennen der Prozesse ging. Als die Schadsoftware identifiziert wurde, stellte man fest, dass gleich drei Nationen involviert waren.“ Der Präsident betonte weiter, dass mit Cyberkriminalität mittlerweile mehr Geld verdient werde, als mit Menschen- oder Drogenhandel.

Komplexität der 
Gesetzeswelt

Immer wieder gelte es zu fragen, was das am meisten schützenwerteste Gut eines Unternehmens sei. Es gelte an der Basis zu beginnen und alle Schnittstellen abzusichern. In diesem Zusammenhang berichtete Konrad Asenkerschbaumer, Sicherheits- und Datenschutzbeauftragter von Infraserv, nicht über die Komplexität der Cyberwelt, sondern über jene der Gesetzesvorlagen. Grob gesagt standen am Anfang Gesetze für die Spezialgebiete wie für Telemedien, die Telekommunikation oder die Energiewirtschaft. 2015 verabschiedete der Bundestag das IT-Sicherheitsgesetz, das laut Mayer in der neuen Legislaturperiode fortgeschrieben werden müsse. Asenkerschbaumer richtete die Bitte an Mayer und den anwesenden Staatskanzleichef Dr. Marcel Huber, die Gesetze insgesamt etwas zu vereinfachen. Das habe sich beim guten Datenschutzgesetz bewährt. 

Politik und Behörden

Grundsätzlich lobte Philipp von Saldern die gute Kooperation zwischen Politik und Behörden: „Wir sind zwar oft etwas später, aber dafür nachhaltiger.“ Er forderte alle auf, das Thema Cybersicherheit zu einem gesellschaftlichen Thema zu machen. Immer wieder kursierte die Forderung eines neuen Ministeramts für Cybersicherheit. Wie kompliziert so ein Posten zu definieren ist, erklärte Marcel Huber: „Ich hatte die Aufgabe, einen kleinen runden Tisch aus dem Kabinett heraus zu bilden. Es stellte sich aber heraus, dass wir alle elf Minister dafür benötigten. Die Digitalisierung ist in allen Bereichen zuhause.“ Man stelle sich nur vor, es gebe gezielte Angriffe auf die Infrastruktur, wie Wasser oder Strom. Dann gelte es den Angreifer zu stellen. Doch so einfach ist das nicht. Kommt der Angriff aus Deutschland, ist das Bundeskriminalamt zuständig. Kommt er von außen, tritt die Cyber Security der Bundeswehr auf den Plan. „Das Problem ist, dass die Angriffe oft breit gestreut ins Netz gestellt werden. Das kann man sich wie bei einer Streuung eines Schrotschusses vorstellen“, sagte von Saldern. Zweites und ein sehr komplexes Problem ist, dass die Experten vielleicht den Ausgangsserver finden, dieser aber nur benutzt wurde und nicht zu den wahren Feinden führt. „Deshalb kann man nicht einfach zurückschießen“, unterstreicht Philipp von Saldern. Man wisse vielleicht, dass der Angriff aus Rußland gekommen ist. Was hilft es aber, wenn man dann auf den Vatikan-Server schießt, wenn dieser nur benutzt wurde. Einen sehr spannenden Ausblick lieferten alle Anwesenden. Deutschland sei auf dem Gebiet der Cypersicherheitsspezialisten gut aufgestellt. An der Bundeswehrhochschule wurden zwölf neue Lehrstühle geschaffen. Der Großraum München ist dabei zur echten Hochburg geworden, weil dort auch die technische Abteilung des BND sitzt, die alleine 1.500 Mitarbeiter zählte. „Hier wird auch von internationaler Seite immer wieder Rat eingeholt“, unterstrich Marcel Huber. Chemdelta-Sprecher Dr. Bernhard Langhammer forderte die Politik auf, mehr in die Cyberbildung in den Schulen zu stecken. Zudem regte er an, dass sich die Unternehmen des Chemiedreiecks zusammenschließen sollten. (uk)