von Manuela Wimmer,
Pädagogin M.A., Kinesiologin
Aggression ist in unserer Gesellschaft unerwünscht. In den Medien und auch in der Politik werden wir allerdings von Aggression und ihren fürchterlichen Ausdrucksformen überschwemmt. Kulturell verankert wird bei uns Aggression mit Gewalt, Macht, Egoismus gleichgesetzt. Dabei ist die Zweischneidigkeit unserer Haltung gegenüber Aggression offensichtlich. Unseren Angehörigen, Kollegen und Freunden gegenüber sollen wir nicht aggressiv sein, aber es gehört zum guten Ton, sich Sonntagabend Morde im Tatort anzuschauen oder zum Feierabend stundenlang Computerspiele mit viel Gewalt zu spielen. Auch bösartig über Politiker zu sprechen, ist oftmals eine Selbstverständlichkeit. In der Aggression muss wohl eine Faszination liegen? Was ist ihr Kern? Aggression ist neutral gesehen einfach die Kraft des Antriebs. Sie entsteht in uns, wenn wir uns benachteiligt fühlen, wir Ungerechtigkeit sehen oder wir uns in unserem Freiraum beschnitten fühlen. Wut ist eine Ausprägung der Aggression, die sehr zerstörerisch werden kann. Die Herausforderung ist es also, die Aggression in uns effektiv zu nutzen.
Den meisten von uns fällt es schwer, präsent zu bleiben, wenn Aggression mit im Raum ist. Wir schlagen entweder unwillkürlich zurück, flüchten möglichst schnell oder erstarren. In diesem Zustand können wir nicht mehr klar wahrnehmen, was wirklich geschieht. Wir reagieren wie fremdgesteuert und haben uns nicht mehr im Griff.
Aggression ist eine Aufforderung an uns, uns genauer mit unserer Natur zu beschäftigen. Sie weist uns darauf hin, dass unsere ursprünglichen und animalischen Kräfte wieder in unserem Leben aufgenommen werden sollten, anstatt sie auf Feindbilder zu projizieren. Wir werden unsere Aggression nicht los, nur weil wir sie ablehnen. Doch unser Ausdruck kann sich verändern, indem wir die Aggression bejahen und versuchen sie zu nutzen. Wer spürt, dass er damit nicht alleine klar kommt, sollte sich an Fachleute wenden, die unterstützen können.
