SV Wacker - Fußball - Regionalliga Bayern
Wacker Burghausen plant für die neue Saison
von Uli Kaiser
BURGHAUSEN. Der Trainingsauftakt der neuen Saison ist am 11. Juni. Auch, wenn die Verantwortlichen wieder einmal auf eitel Sonnenschein machen, liegt bei dem einstigen Vorzeigeclub einiges im Argen. Besser gesagt, es gibt viele Fragen, die wohl kaum beantwortet werden können. Noch bedenklicher ist die Rolle, die der neue Trainer Patrick Mölzl bekleidet.
Der Coach wird in der Öffentlichkeit sehr zwiespältig beäugt. Die meisten Zuschauer sehen ihn als verlängerten Arm des Vorstandes, was seine Glaubwürdigkeit nicht gerade fördert. Es scheint, als ob überall eine Wolf-Phobie latent ist. So wurde der langjährige Mannschaftsbetreuer Wolfgang Brenner vor die Türe gesetzt, weil er zu nahe am Ex-Trainer gewesen sei. Alle handelnden Personen stempeln jeden, der sich nur in irgendeiner Weise objektiv kritisch zu den Vorgängen der letzten Saison äußert, als Nestbeschmutzer ab. Objektivität und Selbstreflexion zählen nicht zu den Stärken der handelnden Personen.
Mölzls schwerer Spagat
Kaum ein neuer Trainer war in der Öffentlichkeit so schnell verbrannt wie Patrick Mölzl. Deshalb steht er jetzt vor einem schweren Spagat. Der nach der Kündigung von Co-Trainer Stanley König nicht leichter wird. König hielt sich öffentlich fein zurück. Aus dem Umfeld war allerdings zu hören, dass Mölzls Kommunikation in Richtung Mannschaft und direktem Umfeld wenig geschickt war. Aktuell scheint der Trainer zumindest vereinsintern schon wieder alte Fehler aufzudecken. Er will unbedingt seinen Co-Trainer nach Burghausen bringen. Vom alten Team ist niemand mehr da, nachdem Integrationsfigur Ronald Schmidt in die U19 abgeschoben wurde. Es scheint, als ob Mölzl sich wieder zu viel Macht aufbauen kann. Nach wie vor ist niemand da, der über ihm steht. Sollte die Saison ähnlich kritisch starten wie die 1. RL-Spielzeit, könnte der Club schnell wieder ganz ohne sportliche Kompetenz dastehen. Der Coach startet zudem in einer Zeit, in der der Burghauser Fußball emotional am Boden ist. Dieser Cut verschwindet nicht, weil plötzlich die neue Saison beginnt. Dieser Cut sitzt vor allem bei Zuschauern und Sponsoren tiefer.
Ein komplizierter Etat
Insbesondere Sponsoren neu zu begeistern, dürfte ein sehr schwieriges Unterfangen sein. Es ist zwar keineswegs so, dass ehemalige Partner kein Interesse mehr hätten. Sie kritisieren, dass die handelnden Personen seit Jahren die gleichen sind. Deshalb fehlt vielen die letzte Überzeugung, wenn es um einen neuen Anlauf geht. Interessant ist dabei der Fakt, dass die Fußball-Abteilung seit fünf Jahren keine Neuwahlen mehr durchgeführt hat. Die selbst verschuldete Lage kann nicht einfach wegdiskutiert werden. Die übergroße Abhängigkeit von Hauptsponsor Wacker und vom Tourismusetat der Stadt stellt das größte Problem dar. Wie aus unterschiedlichen Quellen zu erfahren war, stellte sich Wacker keineswegs gegen den Profifußball. Ganz im Gegenteil. Ebenso soll es eine durchaus sinnvolle Initiative durch potenzielle Sponsoren für den Erhalt des Profibereiches gegeben haben. Eine Lösung wurde nicht einmal angedacht. Im Prinzip ist das Geld, das die Stadt ausgibt, nicht effektiv angelegt. Tourismuswerbung in der Regionalliga ist sinnlos, weil die 4. Liga keine Strahlkraft hat. Zwei massive Probleme sind zudem bei weitem noch nicht gelöst. Erstens fehlen die 150.000 Euro aus dem DFB-Pokal. Außerdem wurden 300.000 Euro aus dem diesjährigen Budget ins alte Jahr gezogen, um einen vernünftigen Abschluss zu erzielen. Das ist definitiv Geld, dass 2017 fehlt. Wenn man den von Bürgermeister Hans Steindl im Dezember kolportierten Etat von rund einer Million Euro als Ausgangsbasis nimmt, würde fast die Hälfte fehlen.
Unwürdiges Hick-Hack
Mit Blick auf die oben genannten Zahlen ist es durchaus nachvollziehbar, dass sich die Zusammenstellung des neuen Kaders hinzieht. Mit Daniel Hofstetter, Philipp Knochner, Sascha Marinkovic (1860 Rosenheim), Martin Holek (Bayern Hof). Kevin Hingerl und Christoph Buchner (TuS Koblenz) sind immerhin fünf regionalligaerfahrene Spieler an Bord. Hingerl und Buchner nutzen die Kombination aus Sport und Beruf. Die verpflichteten „Talente“ werden sich in der Regionalliga ganz schwertun. Aktuell ist der Kader noch zu wenig ausgeglichen. Deshalb bleibt zu hoffen, dass die wenigen routinierten Spieler keine längeren Verletzungen erleiden. Spannend wird es auch, wenn es am Anfang der Saison nicht gut läuft. Das kann vorkommen, weil sich die Mannschaft erst finden muss und weil es zu viele Spieler gibt, die Tempo, Härte und Technik nicht gewachsen sind. Schön wäre es, wenn sich der Club einigermaßen stabil präsentiert.