Uhu attackiert Brutkolonie in Kuchl
KUCHL/BURGHAUSEN. Ein Vorfall in der Brutkolonie Georgenberg bei Kuchl (Land Salzburg) versetzte das Waldrappteam in Aufregung und sorgte für dringenden Handlungsbedarf. „Schon seit Längerem wirkten die Vögel in unserer Brutkolonie Georgenberg ungewöhnlich nervös. Die Nichtbrüter haben sogar andernorts übernachtet. Am Morgen des 13. Juni hat sich die Nervosität extrem gesteigert, zudem fehlte ein Küken“. so Waldrapp-Team-Leiter Johannes Fritz. Ein Federfund vor Ort gab Anlass zur Vermutung, dass ein Uhu der Verursacher war. In der Nacht auf den 14. Juni hat sich das in dramatischer Weise bestätigt. Die Fieldmanagerin Daniela Trobe war vor Ort und konnte ab 22 Uhr gleich zwei Attacken eines Uhus beobachten. Er flog direkt in die Brutnischen und erbeutete dabei erneut ein Küken.
Eine Bedrohung für
das gesamte Projekt
Das Waldrappteam musste sofort handeln und entschied, die Küken samt ihren Elterntieren für diese Saison vom Georgenberg zu entfernen. Noch in der Nacht wurde der Großteil der Vögel samt Küken eingefangen. Wie richtig diese Entscheidung war, zeigte sich dann am nächsten Vormittag. Etwa 10 Uhr morgens flog der Uhu völlig unerwartet aus den Bäumen oberhalb der Brutwand, wo er offenbar seinen Rastplatz hatte, und versuchte neuerlich eines der noch verbliebenen Küken zu fassen – zum Glück erfolglos.
Waldrappe nach
Burghausen gebracht
Alle Brutpaare und die verbliebenen neun Küken wurden in die Anlage in der Laimgrube bei Burghausen gebracht, unweit der Burghauser Brutkolonie. „Ein kritischer Moment war das Zusammenführen der Küken und ihrer Elternvögel in dieser neuen Umgebung“, so Dr. Fritz, „zu unserer Erleichterung reagierten die Elternvögel rasch auf die Rufe der Küken und begannen auch damit, sie zu füttern.“
In den bisherigen 15 Projektjahren war dies laut Fritz der erste Vorfall mit einem Uhu. Durch das schnelle Eingreifen konnte der Verlust auf zwei Küken beschränkt und auch verhindern werden, dass die Eltern ihren Nachwuchs ganz aufgaben. Das Waldrappteam geht davon aus, dass im kommenden Jahr die Ansiedlung der Brutkolonie am Georgenberg fortsetzt werden kann. Dem Waldrappteam ist klar: Eine Koexistenz von Waldrappen und Uhus, als deren natürliche Prädatoren, muss möglich sein. Durch welche Maßnahmen man dies unterstützen könne, will man jetzt anhand der aktuell gesammelten Erfahrungen analysieren.
Der Zoologe Oliver Habel, der die Verantwortung für die Waldrappkolonie in Burghausen trägt, erklärt dazu: „Den Uhu wollen und können wir nicht verdrängen, letztlich ist natürliche Prädation auch wichtig zur Erhaltung der Vitalität einer Population. Zum Glück haben wir in Burghausen die nötigen Infrastrukturen, um die Kuchler Waldrappkolonie für diese Saison aufnehmen zu können.“
Waldrappe verteidigten ihre Küken
Eine der wichtigen Erfahrung war, dass wohl nicht zufällig nur Küken zur Beute des Uhus wurden. Offenbar hat er die erwachsenen Vögel nicht attackiert, obwohl sie in den Nischen direkt neben den Küken saßen. Bei der Attacke am Vormittag wurde zudem beobachtet, dass die Elterntiere ihre Küken verteidigten und den abfliegenden Uhu sogar verfolgten.
Dr. Johannes Fritz dazu: „Ein Volontär erzählte uns, dass er schon vor Wochen am Brutplatz eine Feder gefunden hat, die er erst jetzt als Uhufeder erkannte. Wir gehen demnach davon aus, dass der Uhu schon seit Wochen vor Ort war, aber nie einen erwachsenen Waldrapp geschlagen hat.“ (mw/pt)