Viele Informationen und Emotionen bei der Jahreshauptversammlung des
Fördervereins der Kreisklinik Burghausen e.V. – Medizinisches Versorgungszentrum
soll Spitzen kompensieren
BURGHAUSEN. Ein wichtiges Ergebnis der Jahreshauptversammlung des
Fördervereins der Kreiskliniken ist, dass die Arbeit des Vereins vor allem für
eine Modellentwicklung des Burghauser Krankenhauses maßgeblich für die Zukunft
sein wird. Etwa 60 Mitglieder, die teilweise auch Beschäftigte des Burghauser
Krankenhauses sind, sowie der Verwaltungsrat, aber auch Entscheidungsträger wie
BRK-Leiter Josef Jung waren zur Jahreshauptversammlung in das Burghauser
Bürgerhaus gekommen. Vereinsvorsitzender Bürgermeister Hans Steindl informierte
die Anwesenden über den kürzlich beschlossenen Kreishaushalt und die
Finanzierung der Umbaumaßnahmen im Krankenhaus Altötting, die bis 2025
abgeschlossen sein sollen. „Der Landkreis Altötting steht derzeit wirtschaftlich
sehr gut da. Wenn die Situation so anhält, dann ist die Finanzierung des Umbaus
kein Problem, aber das kann niemand vorhersagen“, sagte Bürgermeister Hans
Steindl.
Klinikvorstand Michael Prostmeier informierte über den Zeitplan der
Baumaßnahmen am Klinikum Altötting. Im ersten Bauabschnitt wird der OP-Bereich
neu gebaut und die Bettenhäuser aufgestockt. Im zweiten Bauabschnitt wird die
Intensivstation erweitert. „Wir werden hier nahezu die doppelte Kapazität
schaffen müssen“, so Postmeier. Im dritten Abschnitt werden die bestehenden
Bettenhäuser saniert. Das Krankenhaus Altötting hat 1985 den Betrieb
aufgenommen. 2025 sei zwar das Ende der Bauarbeiten anvisiert, „aber wir
versuchen natürlich schneller zu sein. Das gelingt uns jedoch nur, wenn uns der
Freistaat Bayern unterstützt“.
Der erste Bauabschnitt sei derzeit bei der Regierung von Oberbayern zur
Prüfung. Im Juli könne der Bescheid erwartet werden, ob der erste Bauabschnitt
ins Krankenhaus Bauprogramm aufgenommen wird. „Es ist eine maximale Förderung
von 80 Prozent möglich“, so Prostmeier. Die Kosten für den gesamten Umbau
belaufen sich auf 96,8 Millionen Euro, wobei die Erweiterungen mit ca. 24
Millionen Euro und die Sanierungen mit 72 Millionen Euro kalkuliert wurden. Wenn
die entsprechenden Förderungen erreicht werden können, kommt auf den Landkreis
eine Gesamtinvestition von 25–30 Millionen Euro zu. Aber Michael Prostmeier gibt
auch zu bedenken, dass sich bis 2025 im Gesundheitswesen wieder viel ändern
könne und daher langfristige Planungen schwierig seien.
Der Klinikvorstand präsentierte außerdem aktuelle Patientenzahlen, die
Burghausen und Altötting zusammen betreffen. 2012 hatten wir noch 24.383
Patienten im Jahr, 2016 waren es 27.700. „Allein dies verdeutlicht, wir haben
keine leeren Stationen. Im Gegenteil: In den letzten beiden Monaten waren beide
Kliniken übervoll. Ich gebe zu Bedenken, dass wir das nur durch hochmotivierte
Mitarbeiter meistern können.“ Zur Entlastung sei ein sogenanntes Medizinisches
Versorgungszentrum (MVZ) geplant. Das MVZ soll als Tochterunternehmen der
Kreiskliniken Spitzen im ambulanten Bereich kompensieren und diene auch
rechtlich der „einwandfreien Organisation“, so Prostmeier. Das MVZ hat der
Gesetzgeber mit dem GKV-Modernisierungsgesetz 2003 als ambulante Einrichtung zur
medizinischen Versorgung eingeführt. Ein MVZ darf allein von zugelassenen
Krankenhäusern gegründet werden. Das MVZ soll bereits zum 1. Oktober 2017
anlaufen. „Wir haben für ein MVZ gekämpft. Es hat lange nicht gut ausgesehen,
aber nun haben wir den Zuschlag erhalten“, so Prostmeier.
Nach den ausführlichen Informationen durch Fördervereinsvorsitzenden Hans
Steindl und Klinikvorstand Michael Prostmeier stellte sich für die Mitglieder
des Fördervereins die Frage nach der künftigen Rolle des Burghauser
Krankenhauses und vor allem nach dem Fortbestand der Notfallmedizin in
Burghausen. Hier meldete sich auch Otto Becker zu Wort, der seit 1998 in der
Burghauser Notaufnahme als Krankenpfleger arbeitet und Personalratsvorsitzender
ist. Er machte darauf aufmerksam, dass die Notaufnehme sehr unter der
Schließungs-Diskussion leidet. „Es rufen täglich besorgte Bürger an, die Fragen,
ob wir schon noch eine Notaufnahme haben. Für uns ist derzeit die Anerkennung
unserer Patienten die einzige moralische Stütze. Die Patienten sagen uns, es ist
gut, dass wir da sind“, erzählt Otto Becker aus seinem Berufsalltag. Seine
Kollegen seien natürlich auch verunsichert. Es gehe schließlich um den
Arbeitsplatz am Wohnort, um zusätzliche Kosten für einen Zweitwagen oder eine
längere Kinderbetreuung. „Die ganze Diskussion schadet dem Haus und den
Mitarbeitern enorm. Es muss bald eine Lösung kommuniziert werden“, so Beckers
Forderung.
Bürgermeister Hans Steindl versprach, dass er in den nächsten drei Jahren
seiner Amtszeit alles dafür tun werde, das Burghauser Krankenhaus als
vollwertiges Krankenhaus mit einer Notversorgung zu erhalten. „Wir werden in
nächster Zeit ein geeignete Modell erarbeiten“, so Steindl. Eine Zusammenarbeit
mit der Medias Klinik, die sich ohnehin direkt neben dem Burghauser Krankenhaus
befindet, werde hier ebenso geprüft wie eine Spezialisierung in Richtung
Akutgeriatrie. Hier wies auch Professor Dr. Armin Dietz, ehemaliger Leiter der
Inneren Abteilung der Kreisklinik Burghausen, darauf hin, dass die
Gefäßchirurgie unmittelbar mit der Geriatrie verbunden bleiben muss. „Das gehört
unweigerlich zusammen. Die Gefäße sind so alt wie der Mensch selbst. Gerade bei
älteren Patienten sind hier teilweise schwierige Eingriffe nötig“, sagte Dietz.
Er wies außerdem darauf hin, dass überregionaler Bedarf an spezialisierten
Zentren für Altersmedizin herrsche und zwar mit zusätzlicher psychologischer
Betreuung und Reha-Anbindung. „Gebündelt in einem Haus gibt es das noch nicht
lange. Da muss man sich jetzt positionieren“, so Dietz. (köx)