von Martin Wimmer
BURGHAUSEN. Ab 6. August präsentiert das „Theater für die Jugend“ auf der Burghauser Märchenalm seine Biergartenoper „Figaros Hochzeit – Bayerisch nach Mozart!“. Das neue Schauspielensemble der Burghauser Theatermacher wird die Geschichte vom Figaro vor der herrlichen Burgkulisse als klassisches Volkstheater im bayerischen Dialekt zu Brotzeit und Bier mit den bekanntesten Melodien aus der Opernwelt servieren. Simone Sommer hat in einer opulenten Ausstattung eine neue Sichtweise auf das bayerische Rokoko geschaffen. Die Handlung wurde von Mario Eick aus dem spanischen Sevilla in die fiktive oberbayerische Gemeinde Garchham verlagert. Der Gemeindediener Figaro möchte seine Susanne heiraten und sein Vorstand, der Bürgermeister schenkt ihm zur Aussteuer ein französisches Bett. Und weil der Bürgermeister das nicht ohne Hintergedanken tut, löst das eine Reihe von kolossalen Verwicklungen und Liebeswirren aus, die wie schon in Mozarts wundervoller Opernkomposition einen immer wahnwitzigeren Verlauf nehmen wird.
ISK: Herr Eick, Sie machen auf der Burghauser Märchenalm nun mit „Figaros Hochzeit – Bay-erisch nach Mozart“ eine Sommerkomödie, das ist aber kein Kinder- und Jugendtheater, wie man das bei Ihnen gewohnt ist.
Mario Eick: Natürlich zeigen wir in erster Linie Märchen, auch für Erwachsene, wie sich mittlerweile herumgesprochen hat. Aber eine Sommerkomödie hatten wir schon auf dem Zettel, bevor wir das Projekt angegangen sind. Jeder Burghauser kennt diesen wunderschönen Biergarten. Er ist – trotz des schwierigen Wetters und dem mittelfristig anstehenden Verkauf der Bayerischen Alm - immer noch ein extrem attraktives Ausflugsziel. Um das deutlich zu machen, müssen wir ein paar attraktive Angebote schaffen. Und was liegt da näher, als zum Beispiel eine zünftige Biergartenoper zu erfinden?
ISK: Apropos Verkaufsabsichten. Es wird viel geredet. Wie ist der aktuelle Stand?
Mario Eick: Ich werde oft angesprochen, ob wir überhaupt noch dort oben spielen. Da man ja schon über Bebauungspläne und der gleichen öffentlich diskutiert, ist viel Raum für Spekulationen geöffnet worden. Wir haben von dem Inhaber, Georg Reisinger, eine definitive Planungssicherheit bis Ende 2017. Dementsprechend wollen wir auch die nächste Spielzeit auf der Alm mit unseren Märchen den Kindern, Familien und Erwachsenen viel Freude bereiten. Nach einem Jahr Burghauser Märchenalm haben wir uns gewiss noch nicht endgültig etabliert, aber wir haben, wenn man alles zusammennimmt, einen guten Start hingelegt. Damit so eine Unternehmung endgültig ankommt, braucht es vier bis fünf Jahre. Dafür haben wir genug Ideen und ein fantastisches Ensemble, das mittlerweile international ist. Wir sind auch seit einiger Zeit erfolgreich unterwegs mit den Märchen, zum Beispiel beim Braunauer Theatersommer, in Traunstein und am Chiemsee. Und 220 Aufführungen allein auf der Märchenalm seit der Gründung im letzten August, sprechen für sich.
ISK: Und wohin geht es dann mit der Märchenalm?
Mario Eick: Es gibt momentan zwei Richtungen, in welche wir denken. Wir würden uns bei einem Umzug in eine größere Stadt in Süddeutschland leichter tun. Ein ähnliches Format, die Berliner Märchenhütte, die auch qualitativ in unserer Liga spielt, kann sich in seinem großstädtischen Rahmen vor Zuschauern nicht retten. Wir können uns genauso gut vorstellen, in der Region zu bleiben. Es gibt auch hier im Umfeld zwei, drei potentielle Partner, die sehr attraktiv für uns sind. Sobald wir unseren Figaro herausgebracht haben, werden wir die Gespräche aufnehmen.
ISK: Kommen wir also zu „Figaros Hochzeit“. Eine Oper besucht man in Salzburg oder München. Auch Burghausen bietet hochwertiges Musiktheater, aber Oper in einem Biergarten?
Mario Eick: Und es ist sogar noch schlimmer. Wir spannen die italienische Oper mit dem bayerischen Volkstheater zusammen. Das scheint auf dem ersten Blick so, als würden Strauß und Lenin sich im Himmel ein Doppelzimmer teilen müssen. Für die meisten, die gern ein zünftiges Bauerntheater anschauen, ist die Oper, wie sie derzeit zelebriert wird, schon ziemlich elitär und die meisten Opernliebhaber von Heute tun sich im Gegenzug genauso schwer, ein Bauerntheater zu besuchen. Das war früher anders! Da hat der Opernliebhaber statt dem Reclamheftchen seine Brotzeit in die Oper mitgebracht.
ISK: Wird denn auf der Alm dementsprechend gesungen?
Mario Eick: Weniger! Im Vordergrund steht eine grandiose Verwechslungskomödie und wir Schauspieler bleiben dementsprechend bei unseren Leisten. Aber die Musik wird eingespielt. Genau vor zehn Jahren hatten wir auf der Bayerischen Alm, damals leitete ich noch das Cabaret des Grauens, „Don Giovanni“ eingespielt. Damals hatte ich schamlos, zu Gunsten der Handlung, in der Opernwelt gewildert. Da hatte zum Beispiel Erich Maier als Donna Elvira die Arie der Madame Butterfy zu interpretieren, das heißt Maria Callas Gesang gemütvoll und synchron ins Deutsche zu übersetzen. Der Text kippte irgendwann und plötzlich sprach er Verse aus Nana Mouskouris „Ein Schiff wird kommen!“, während sich ein Junikäfer häuslich unter seinen Röcken einrichtete. Das war dann schon nahe am Singen, was Erich Maier dort machte. Auch bei Mozarts „Figaro“ wird Puccini sein Gastspiel haben, ebenso wie die Komponisten Verdi, Rossini und Bizet. Es wird rezitiert oder gerappt und ja, auch gesungen.
ISK: Und werden wir eine klassische Ausstattung aus dem Bauerntheater zu sehen bekommen?
Mario Eick: Ja und nein. Simone Sommer hat die Elemente des Rokokos und der Bayerischen Komödie fusioniert. Das da nun der Rokoko eine gewisse Dominanz haben wird, liegt in der Natur der Sache. Aber das ist genau der entscheidende Kick, wenn sich die Damen und Herren mit ihren gewaltigen Perücken den urtümlichsten bayerischen Humor um die Ohren hauen. So etwas, glaube ich, gab es auch noch nicht so oft zu sehen. Aber es gibt auch klassische Volkstheaterelemente: nur ein Spielort, in dem Falle die Amtsstube des Bürgermeisters, eines passionierten (Schürzen)jägers, mit den vier standardmäßigen Türen, die für eine klassische Verwechslungskomödie Gesetz sind.
ISK: Und gibt es da auch Anspielungen auf Burghauser Verhältnisse?
Mario Eick: Dass ich aus dem Graf Almaviva einen Bürgermeister gemacht habe, ist dem Umstand geschuldet, dass wir eine Volkstheaterkomödie zeigen. Die Gemeinde Garchham ist tatsächlich ein fiktiver Ort, obwohl man meinen möchte, diesen Ort gibt es tatsächlich. Ich habe mich da auf das Wort „garch“ gesetzt. Aber nein, es gibt keine typischen Burghauser Internas. Wir spielen die Vorpremiere in Braunau und gehen nach der Spielserie in Burghausen auf Tour damit. Es ist ja auch eine Komödie und kein Lokalkabarett, zumal wir regelmäßig um die 75 Prozent Nichtburghauser auf der Alm zu unseren Märchen begrüßen. Wir hoffen aber inständig, dass zu dieser Produktion natürlich ganz viele Burghauser kommen, denn wer die alten „Eick“ Theaterproduktionen aus Cabaret-Zeiten kennt, kann sich ein Bild machen, was ihn beim „Figaro“ erwartet.
ISK: Was, wenn’s regnet?
Mario Eick: Also irgendwann muss es ja da oben einmal leer sein. Aber Spaß beiseite, ich hatte in den letzten fünf Jahren extremes Glück mit meinen Open Air Produktionen. Zum anderen spielen wir acht Mal, da können wir die Vorstellungen zusammenschieben. Der Biergarten ist ja groß genug. Sollte es wirklich grimmig werden, bleibt uns noch das Salettl. Dort wird der „Figaro“ buchstäblich eine enge Kiste, aber das Stück hält das gut aus.
ISK: Vielen Dank für dieses Gespräch.
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Weitere Infos:
Figaros Hochzeit
Vorpremiere: 27. Juli um 20 Uhr
Braunauer Theatersommer auf Schloss Ranshofen
Premiere: am 6. August um 20 Uhr
auf der Freilichtbühne der Burghauser Märchenalm
Weitere Aufführungen:
7./12./13./14./19./20. und 21. August
Um jeweils 20 Uhr
Anmeldungen unter:
+49 (0) 678/237013
Kartenvorverkauf in der Burghauser Touristik und im Bürgerhaus sowie bei allen Innsalzach-Ticket-Verkaufsstellen
Weitere Informationen auch unter:
www.theater-fuer-die-jugend.de