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Donnerstag, 11. Juni 2015

5 Varianten zur Sanierung untere Salzach

Die Grenzbrücke zwischen Tittmoning und Ostermiething verbindet Bayern mit dem Bezirk Braunau. Begradigungen und Kraftwerksbauten an der Salzach lösten eine Eintiefung der Salzach aus, die mittlerweile eine Gefahr für Brückenfundamente und bestehende Hochwasserschutzdämme darstellt. (Foto: © Land OÖ/ GWB Braunau)


Sanierungsmaßnahmen sollen für ein ausgeglichenes, sicheres Verhältnis zwischen Sicherheit, Ökologie und Wirtschaftlichkeit sorgen


REGION. Im 19. Jahrhundert wurde die Salzach reguliert und somit eingeengt. Zudem wurden im Oberlauf der Salzach Kraftwerke errichtet. Durch die dadurch entstehende höhere Fließgeschwindigkeit des Wassers tiefte sich die Salzach mehr und mehr ein – mit schwerwiegenden Folgen. Besonders gefährdet sind Brücken, ufernahe Häuser und Dämme entlang des Flusses, sowie die Ökologie der Aue durch die Absenkung des Grundwasserspiegels.
Mittlerweile ist ein Ausmaß erreicht, bei dem die besonders erosionsanfälligen Feinsand- und Seetonschichten nur noch ungenügend oder gar nicht mehr überdeckt sind. Bereits ein mittelgroßes Hochwasserereignis könnte zu plötzlichen weiteren Eintiefungen um mehrere Meter führen (Sohlendurchbruch).
Nur etwa 30.000 Kubikmeter Schotter kommen aus der oberen Salzach und der Saalach, jährlich werden aber 100.000 Kubikmeter ausgetragen.

Sanierungsvarianten 
vorgestellt

Mit dem Projekt „Sanierung Untere Salzach“ wurden nun  fünf Varianten erarbeitet, die geeignet sind, dieser Entwicklung entgegen zu wirken und Verbesserungen unter ökologischen, aber auch wirtschaftlichen Gesichtspunkten herbeizuführen.
Da die Untere Salzach ein  Natura-2000-Gebiet ist, müssen sich die beteiligten Landesregierungen und Ministerien in Österreich und Bayern einig sein. Die Gesamtkosten für die öffentliche Hand beziffern sich je  nach Variante zwischen 70 und 100 Millionen Euro.

Variante A: ausgewogen, hochwertig, wirtschaftlich

Hier in der Variante A (Ausschnitt Ostermiething/Tittmoning) soll die Salzach
wechselseitig bis auf das Doppelte verbreitert werden. Ökologisch und
wirtschaftlich wäre dies die beste Variante. (Grafik: © Land OÖ)
Variante A, auch als „Aufweitungsvariante“ bezeichnet, stabilisiert die Sohle durch eine wechselseitige Verbreiterung des Flussbetts von derzeit rund 100 Meter auf 180 bis 200 Meter im Endzustand, ergänzt durch den Bau von vier Rampen mit Umgehungsgerinnen mit einer Gesamtlänge von ca. zehn Kilometern. Die Aufweitung des Flussbettes erfolgt dabei weitgehend eigendynamisch durch den Fluss. Das Erscheinungsbild des Flusses wird von alternierenden Kiesbänken bestimmt. Geht es um Ausgewogenheit, Mehrwert für Schutzwasserbau, Ökologie und Landschaftsbild, Umsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit, dann ist Variante A die beste Variante. Sie erreicht zwar selten die Bestwerte im Variantenvergleich, erfüllt aber nahezu alle Ziele auf einem hohen Niveau und hat kaum Schwächen.

Variante B: 
zuverlässig und sicher

Variante B, die sogenannte „Rampenvariante“, ist charakterisiert durch eine bogenförmige Linienführung bei gleichzeitiger Aufweitung des Flussbetts von derzeit rund 100 Meter auf 140 Meter im Endzustand. Die Verbreiterung des Bettes erfolgt eigendynamisch durch den Fluss selbst. Zur Sohlstabilisierung sind zusätzlich fünf Sohlrampen mit entsprechenden Umgehungsgerinnen bzw. Nebengewässersystem mit einer Gesamtlänge von ca. 18 Kilometern vorgesehen. Gilt es, das Risiko eines drohenden Sohldurchschlages möglichst zuverlässig, effektiv und nachhaltig zu beseitigen, dabei auch Ökologie und Landschaftsbild zu berücksichtigen, dann ist Variante B die „sicherste“ Lösung.

Variante C: innovativ, naturnah und kurzfristig

Variante C, auch als „Verzweigungsvariante“ bezeichnet, setzt zur Sohlstabilisierung auf eine Aufweitung analog zu Variante A, allerdings beidseitig, sowie zusätzlich auf eine Abfolge von acht breiten Seitenarmen mit einer Gesamtlänge von acht Kilometern und mit einem Durchflussanteil von 30 bis 40 Prozent des Salzachabflusses. Die angestrebte Flussbettbreite von 160 bis 210 Meter wird etwa zur Hälfte maschinell hergestellt, die restliche Aufweitung erfolgt eigendynamisch. Neun sogenannte „Stützbereiche“, in denen die Flusssohle durch Grobkieszugabe in ihrer Höhenlage stabilisiert wird, sowie zwei Rampenbauwerke am Beginn und Ende des Tittmoninger Beckens komplettieren die Maßnahmen. Variante C kommt beinahe ohne Querbauwerke aus, sorgt für eine durchgehende beidseitige Aufweitung, ist ökologisch sehr hochwertig und sofort wirksam nach der Umsetzung. Damit erfüllt sie die Ziele der (Gewässer-)Ökologie, des Landschaftsbildes und der Natura-2000-Verträglichkeit in einem hohen Maß. Dies ist aber verbunden mit höheren Risiken in der Umsetzung, der langfristigen Erreichung des Ziels der Sohlstabilität und damit auch einiger weiterer Ziele, sowie vergleichsweise hohen Inves-titionskosten.

Variante E1: Sanierung
kombiniert mit drei GKW

Variante E1, die Sanierungsvariante mit energetischer Nutzung der Grenzkraftwerke (GKW), ist mit der bogenförmigen Linienführung, der eigendynamischen Aufweitung auf 140 Meter und dem Nebengewässersystem weitgehend vergleichbar mit Variante B. Drei Fließgewässerkraftwerke ersetzen vier Sohlrampen der Variante B. Zusätzlich ist eine weitere Rampe erforderlich. Die abflussabhängig gesteuerten „Fließgewässerkraftwerke“ kombinieren Energieerzeugung mit Hochwasserabfuhr sowie Fisch- und Bootspassierbarkeit. Die Variante E1 trägt dazu bei, die gesteckten Ziele zum Ausbau der Wasserkraft zu erreichen. Mit einer durchschnittlichen Jahresstromproduktion von knapp 100 Gigawattstunden (GWh) können etwa 27.500 durchschnittliche Privathaushalte mit elektrischer Energie versorgt werden. Zudem werden ca. 64.000 Tonnen CO2-Emissionen jährlich vermieden. Für die öffentliche Hand ergibt sich eine Reduktion der Inves-titions- und Instandhaltungskosten. Bei einem sehr sicheren Erreichen einer dynamischen Sohlstabilität entsprechend der Variante B, erfolgt eine ökomorphologische Verbesserung gegenüber dem Istzustand. Im Vergleich zu den rein flussmorphologischen Varianten ergeben sich aber Nachteile hinsichtlich der Ökologie und des Landschaftsbildes. Insbesondere ist die flussab gerichtete Fischwanderung (Fischschutz, Fischabstieg) beeinträchtigt. Es bestehen Risiken hinsichtlich der Genehmigungsfähigkeit (Natura 2000, Naturschutzgebiet Ettenau) und der zeitlichen Umsetzung auf Grund von zu erwartenden Klagen zur Natura-2000-Verträglichkeit.

Variante E2: Sanierung
kombiniert mit zwei GKW

Variante E2, die Sanierungsvariante mit energetischer Nutzung der Bürgerkraftwerke Salzach GmbH (BKS), ist mit Variante B über weite Strecken ident, unterscheidet sich von dieser jedoch durch zwei „Buchtenkraftwerke“, die an zwei der insgesamt fünf geplanten Rampen seitlich „andocken“. Die Variante E2 trägt dazu bei, die gesteckten Ziele zum Ausbau der Wasserkraft zu erreichen. Mit einer durchschnittlichen Jahresstromproduktion von ca. 25 GWh können etwa 7.000 Privathaushalte mit Strom versorgt werden. Das jährliche CO2- Vermeidungspotential beträgt etwa 16.000 Tonnen.
Hinsichtlich der Sohlstabilität ist die Variante E2 wie Variante B zu bewerten. Dies gilt im Wesentlichen auch für die ökologische Bewertung. Einschränkungen sind hinsichtlich der flussab gerichteten Fischwanderung vorhanden (Fischschutz, Fischabstieg). Neben Risiken hinsichtlich der Genehmigungsfähigkeit und der zeitlichen Umsetzung auf Grund von zu erwartenden Klagen zur Natura2000- Verträglichkeit bestehen Risiken hinsichtlich der technischen Umsetzung (Gründung, Geschiebesituation). (mw/ Quellen: Land Oberösterreich)


Weitere Infos unter:
Sanierung untere Salzach 
Das Resultat der Variantenuntersuchung zur Sanierung der Unteren Salzach steht komplett zum Download  bereit unter: land-oberoesterreich.gv.at/sanierungunteresalzach.htm
(Zur raschen Übersicht empfiehlt sich der „zusammenfassende Bericht“)