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Donnerstag, 3. September 2015

Die Stärke des Inn-Salzach-Raumes

Foto: (c) Wimmer

Diskussionen um Oberzentrum – 

viele gemeinsame Herausforderungen stehen an 

REGION.
Heimatminister Markus Söder hat sich für Alt- und Neuötting sowie Burghausen als neues oberbayerisches Oberzentrum entschieden. Nun muss der Landtag dem Ansinnen noch zustimmen. Der Nachbarlandkreis Mühldorf ärgert sich und begehrt zumindest einen gemeinsamen Oberzentrumsraum mit Waldkraiburg, Mühldorf, Alt-/Neuötting und Burghausen. Schriftliche Kritik ist im zuständigen Ministerium bereits eingegangen. Dieses zeigt Gesprächsbereitschaft. 
Die historische Entwicklung, in der Burghausen bis 1779 die zentrale Rolle als Verwaltungszentrum (Rentamt) und Bollwerk gegenüber Salzburg, Habsburg und Passau einnahm, ist im nebenstehenden Beitrag separat aufgeführt. Die Flüsse Inn und Salzach waren die wirtschaftlichen Schlagadern der Region. Sie fungierten als „Salzautobahnen“. Später wurden sie mit der Alz zu Stromautobahnen umfunktioniert und bildeten die Basis für die wirtschaftliche Blüte, die mit den Bayerischen Stickstoffwerken begann und dank Wacker, sowie anderen großen und mittleren Unternehmen, immer neue wirtschaftliche Rekorde aufstellte. 

Oberzentrum Städtebund

Der Verbund mit den Landkreisen Altötting und Mühldorf zählt zu den stärksten Wirtschaftsräumen Bayerns und Deutschlands. Deshalb kämpften die Städte und Gemeinden um eine Aufwertung ihrer Heimat. Es geht seit mehr als 15 Jahren darum, zum gemeinsamen Oberzentrum aufgestuft zu werden. Ein Zuschlag bringt Vorteile in Sachen Infrastruktur, Bildung, Ämter und Gesundheitsversorgung. Deshalb wurde der Städtebund gegründet. Mühldorfs Bürgermeister Günther Knoblauch fungierte als Vorsitzender und schrieb in dieser Funktion bereits im Juni 2000 an das Bayerische Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen. In der Tat wurde der Städtebund Inn-Salzach bei der Fortschreibung des Landesentwicklungsplanes beispielhaft als mögliches Oberzentrum aufgenommen, mit all seinen Mittelzentren wie Waldkraiburg, Altötting, Neuötting, Mühldorf und Burghausen sowie den anderen Städten und Gemeinden wie Burgkirchen oder Töging. 

Neue Entwicklungen

Seit dieser Zeit hat sich einiges verändert. Burghausen und Waldkraiburg sind aus dem Städtebund ausgetreten. Die Politiker verfolgten die Stärkung ihrer Stadt. Außerdem gab es viele persönliche Diskrepanzen. Burghausen beteiligte sich weiterhin an vielen essentiellen Projekten, die vor allem auf die Stärkung der Infrastruktur abzielten. Ferner wurden die Räume Mühldorf, Waldkrai-burg, Burgkirchen, Töging und Garching als Raum mit besonderem Handlungsbedarf eingestuft (RmbH). Diese Kommunen können explizite Förderungen für Projekte erhalten, die sie deutlich aufwerten. Dieser RmbH-Zuschlag verhindert nach offizieller Lesart allerdings die Aufnahme ins Oberzentrumskonzept. „Ich finde, dass sich das nicht gegenseitig ausschließt“, sagt Burgkirchens Bürgermeister Hans Krichenbauer, der zugleich auch Aufsichtsratsvorsitzender des Städtebundes Inn-Salzach ist. Andere Kollegen sehen ein sich über 50 Kilometer erstreckendes Oberzentrum als problematisch an. 

Die Unterschiede

Mit Blick auf die größten und wichtigsten Städte der beiden Landkreise, ergeben sich durchaus Unterschiede. Burghausen ist das wirtschaftliche Herz Südostbayerns. Dementsprechend wertvolle Einrichtungen wünscht es sich. „Der Zuschlag für die FH war schon ein Vorgriff auf die Aufgaben eines Oberzentrums. Damals konnte die neue Entwicklung noch keiner ahnen“, sagt Altöttings Landrat Erwin Schneider. Zweites wirtschaftliches Zentrum ist Waldkraiburg. Beide verfügen über eine geografisch ungünstige Randlage. Deutlich zentraler für die Funktionen, die ein „Hauptstadtverbund“ erfüllen soll, liegen Alt-/Neuötting und ganz speziell Mühldorf. Altötting gilt vor allem als geistlich-touris-tisches Zentrum (LEP von 2001, Seite 85). Mühldorf wird darin als wachstumsstärkste Stadt gesehen. In der Tat wächst die Innstadt laut Bürgermeisterin Marianne Zollner jährlich um 500 Personen. Prognosen sprechen sogar von einer potenziellen Einwohnerzahl von 30.000. Die Mühldorfer haben vor einigen Jahren eine Werbekampagne in München gestartet, die sich positiv ausgewirkt hat. Außerdem wird dieser Raum von dem zukünftigen Wachstum Münchens und von der A94 profitieren. Zudem hat die Innstadt  ein relativ großes Hinterland und relativ viel Platz im Gegensatz zu Burghausen als wirtschaftsstärkstem Standort. 

Gemeinsame 
Herausforderungen

So wichtig wie die Fertigstellung der A94 und die mögliche Optimierung der Schiene sein werden, so groß sind auch die gemeinsamen Herausforderungen, die auf die Landkreise Altötting und Mühldorf in den nächsten 25 bis 30 Jahren zukommen werden. Ein ganz wichtiger Punkt ist die Stärkung der Region mit Fachkräften, damit  alle heimischen Unternehmen weiter prosperieren können. Außerdem gilt es einen Blick auf die Grundstücks-preise zu werfen, damit auch die Einheimischen weiterhin hier wohnen bzw. sich hier Eigentum leisten können. Der Markt zeigt sich derzeit schon massiv überhitzt. Dritte Grundbasis ist das Bildungsangebot. Hier müssen die Landkreise Altötting und Mühldorf das FOS/BOS-Konzept so sinnvoll optimieren, dass es auf die nächsten Jahre hinaus tragfähig ist. Wenn auch noch nicht in den nächsten 20 Jahren, so steht irgendwann eine wesentlich engere Kooperation im Krankenhausbereich an. Es ist nicht auszuschließen, dass es irgendwann einen Standort für ein gemeinsames und sehr leistungsfähiges Krankenhaus geben kann. 
In nicht allzu ferner Zukunft wird es noch viele Bereiche geben, in denen die Landkreise Altötting und Mühldorf noch enger zusammenarbeiten müssen. Deren Verwaltungsbereiche sind einwohnermäßig sehr klein. Die Aufgaben sind dafür logischerweise sehr ähnlich und werden auch von den finanziellen Herausforderungen her immer komplexer. (uk)


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Veto gegen gemeinsames Oberzentrum

ALTÖTTING/MÜHLDORF. Altöttings Landrat Erwin Schneider, Altöttings Bürgermeister Herbert Hofauer sowie Burghausens Bürgermeister Hans Steindl sprechen sich gegen ein gemeinsames Oberzentrum mit den Städten Mühldorf und Waldkraiburg aus. Landrat Erwin Schneider begründete seinen Einwand damit, dass der Landkreis Mühldorf schon in die Regionen mit „besonderem Handlungsbedarf“ aufgenommen wurde und die Stadt Mühldorf 140 neue Arbeitsplätze durch das Amt für ländliche Entwicklung erhalte. 
Über das geplante Oberzentrum in Altötting wird im September oder Oktober im bayerischen Kabinett und anschließend im Landtag entschieden. (mw)